Geschichte der CSU

Alf Mintzel, 1977: Geschichte der CSU. Ein Überblick. Opladen: Westdeutscher Verlag. 498 Seiten. ISBN 3-531-11358-5 (vergriffen).

Inhaltsangabe

Dieses Werk richtet sich als Überblicksdarstellung an eine breite Leserschaft politisch Interessierter. Es dient in einem anspruchsvollen Sinne der Information über die Gesamterscheinung der CSU. Es informiert über die organisationspolitische Entwicklung und Krisen der CSU, über ihre Sonderentwicklung als autonome bayerische Landespartei, ihre Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, ihre Programme und programmatischen Aussagen, die ideologischen Grundzüge und die allgemeine Entwicklung der CSU-Politik, ihr konfliktreiches Bündnisverhältnis zur CDU, über Wahlen und Wählerschaft sowie die parlamentarische Repräsentanz und Regierungsbeteiligung der CSU.

Besprechung in Wissenschaft und Medien

„In einer informativ-analytischen Interpretationsweise, deren Aussagefähigkeit und Lesbarkeit man manchen anderen Arbeiten der politischen Soziologie nur wünschen kann, bietet Mintzel Erklärungen für die außergewöhnliche Dominanz der CSU in ihrem Bundesland an […]“

Arno Könne, in: Soziolgische Revue, 1979.

„If only because of its length and detail Alf Mintzel’s new history of the Christian Social Union (CSU) ist unlikely to reach the »broad politically interested readership« for whom it is written. For the scholarly audience, on the other hand, its exent and exhaustiveness are assets. Mintzel is an expert and impartial observer of the Bavarian party; few other works on the CSU, apart from Mintzel’s earlier organizational analysis […] tell as much about its development at this volume does. […] Further writings on the CSU should build upon Mintzel’s foundation.

Dan S. White, in: The American Historical Review 2/79.

„Warum wählen in Bayern mehr als sechzig Prozent der Bürger CSU? Was ist das Besondere an dieser Partei? […] Professor Mintzel, Jahrgang 1935, hat sich daran gemacht, das Rätsel zu lösen. Herausgekommen ist dabei ein spannendes und sachliches Buch. Es gibt keine zweite deutsche Partei, über die man derzeit so gut unterrichtet werden kann, wie jetzt die CSU in diese Werk […] Es zeigt sich, daß Wissenschaftlichkeit für Vorurteile tödlich sein kann.“

Jürgen Busche, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 262, 10.11.1977, S. 12.

„Es ist eine umfassende Information über die Gesamterscheinung der CSU. Wer sich über die tagespolitische Polemik hinaus ein umfassendes Bild über die CSU machen will, muß dieses Buch lesen.“
EUWID – Literaturdienst, Dezember 1977.

„Worauf zielen der »Straußismus« und die CSU ab, in denen sich der traditionelle bayerische Konservativismus und der Katholizismus zu einer Neuen Rechten vereinigen? Der Politologe und CSU-Forscher Alf Mintzel hat in seinem Buch »Die Geschichte der CSU (1977)« eine detaillierte Analyse vorgelegt, aus der sich zwei Hauptmerkmale der CSU ergeben. Eines betrifft die Rolle der CSU als Partei des unabhängigen Freistaates Bayern, das andere die Koalition mit der CDU auf Bundesebene.

Hier zeigen sich zwei Aspekte des westeuropäischen Föderalismus:

1. der bayerische Regional-Nationalismus,
2. der katholisch gefärbte Deutsch-Nationalismus.

Letztere repräsentiert Strauß; seine Kerntruppe ist die CSU-Fraktion im Bundestag, die überwiegend mit »militanten« Strauß-Anhängern besetzt ist.
Dennoch gibt es unablässig starke Kräfte, die darauf abzielen, den »Straußismus«, der sowohl die Ausdehnung des bayerischen als auch des deutschen Einflusses betreibt, auf den rein bayerischen Raum zurückzuholen. Obwohl Strauß gleichzeitig Bundespolitiker als auch bayerischer Ministerpräsident ist, ist es für ihn schwierig, die Bayern und seine Parteimitglieder, die durch eine starke Heimatverbundenheit und ein Anti-Preußentum geprägt sind, auf rein regional-bayerischem Boden zurückzuhalten. Strauß, der in dieser Hinsicht oftmals kritisiert wird, steht vor dem Dilemma, die Region Franken, die sich vom engstirnigen bayerischen Patriotismus gelöst hat, mit einzubeziehen, was jedoch starke Skeptik bei den Altbayern auslöst. Der altbayerische Nationalismus ist nicht expansiv, sondern von seinem Wesen her defensiv. Die Altbayern sind sich ihrer Kultur und Politik bewußt, denken jedoch nicht daran, die Kultur und Politik Norddeutschlands offen zu befehden. Es ist für sie vielmehr eine Art kategorischer Imperativ, Bayern vor dem kulturellen und politischen Einfluß des Nordens zu schützen. Da Strauß ein Kind Bayerns ist, prägt sein Deutsch-Nationalismus und europäischer Internationalismus den bayerischen Nationalismus, was für die westdeutsche Linke ein ausgesprochen glücklicher Umstand war. Der eiserne Mann, eine Art westdeutscher »Thatcher«, ruft bei den norddeutschen am ehesten eine Form respektvoller Distanz hervor.“

Übersetzung der Besprechung von Takeshi Nakai, 1980: Ursprünge des deutschen Konservativismus, in: Die Welt, November 1980, S. 264.