36. Der Tod, der aus dem Meer kam – Die Monsterwelle 2004

   

In memoriam

Johann Christian Mintzel
20.09.1966 – 26.12.2004

Nicola Barbara Mintzel, geb. Friedrich
27.01.1969 – 26.12.2004

Lina Marie Johanna Mintzel
30.01.1999 – 26.12.2004

Jule Lou Johanna Mintzel
14.12.2001 – 26.12.2004

 

Tsunami, 26.12.2004

Der Schock traf uns tief ins Gemüt. Gefühle überwältigten uns und ließen uns erstarren. Als wir die BILD-Zeitung vom 31.12.2004 aufschlugen, fanden wir die vier Porträtfotos der vermissten „Familie M“ abgedruckt. Entsetzlich! Sie waren es: Lina, Jule, Nicola und Christian. Neben jedem Bild ein paar Lebensdaten und ein kurzer Bericht über ihre letzten Tage in Thailand. Daneben ein schauderhaftes Foto mit Begleittext: „Der Blick ins Grauen! Die Deutschen Carsten S. und Hans S. suchen in Särgen nach ihren Freunden aus Deutschland – nach dem Ehepaar M. und ihren Töchtern“. Aus den offenen Särgen ragen Arme Getöteter, hochgestreckt, als riefen sie noch im Tod nach Hilfe, mit klaffenden Wunden, von der Verwesung dunkel angelaufen. Die beiden Freunde tragen Gesichtsmasken. Am Morgen des 26. Dezember 2004 riss ein Tsunami 230.000 Menschen in den Tod. Die genaue Zahl wird sich nie ermitteln lassen, wahrscheinlich verloren noch viel mehr ihr Leben. Unter den Toten waren mein Neffe Christian Mintzel, seine Frau Nicola und deren kleine Töchter Lina und Jule, Kinder und Kindeskinder meines Bruders Kurt. Lina wäre vier Wochen später sechs, Jule war gerade drei Jahre alt geworden.

Der geophysikalische Bericht

„Sunda-Graben, 3,316 Grad Nord, 95,854 Grad Ost, 7:58:53 Ortszeit: Jahrzehnte lang haben sich in der Erdkruste, tief unter dem Indischen Ozean vor der Westküste Sumatras, ungeheure tektonische Spannungen aufgebaut, die sich um 1.58.53 Uhr mitteleuropäischer Zeit in einem der gewaltigsten Erdbeben aller Zeiten entladen.
Das Beben hat die Stärke 9,0 auf der Richter-Skala und ist damit das viertstärkste jemals gemessene und das stärkste der letzten 40 Jahre. Die dabei in wenigen Sekunden freigesetzte Energie entspricht der Sprengkraft von mehr als 32.000 Hiroshima-Bomben.
Vor der Westküste Thailands, um 10:00 Uhr Ortszeit, 2 Stunden und 2 Minuten nach dem Beben: Manche Touristen schlafen noch in ihren Bungalows am Meer, die am Strand einiger Luxusressorts sogar auf Stelzen im Wasser errichtet sind. Andere sitzen beim Frühstück. Viele aber sind schon aufgestanden und vergnügen sich im Meer. Manche sehen da bereits den Tsunami: eine blauschwarze Wand am Horizont. Doch es dauert mehrere Sekunden, bis die Ersten begreifen, dass dort eine Wasserwand auf sie zukommt. Und dass sie rasend schnell ist. Da ist es für viele schon zu spät. Die Naturgewalten folgen einer eigenen Logik. Das Wasser türmt sich zu einem Hügel auf, saust mit ungeheurer Wucht auf den Strand zu und reißt dort alles mit sich. Schon die erste von zwei Wellen, die je nach Küstenabschnitt 6,5 bis zehn Meter hoch sind, wirft die meisten der Fliehenden um und spült sie tief ins Land hinein. Die wirbelnden Wasser treffen die Menschen gänzlich unvorbereitet. Die Riesenwelle schwappte vom Berg zurück und überrollt die überraschten Opfer unausweichlich ein zweites Mal, sie nimmt Menschen und Trümmer mit. Für tausende Touristen und Einheimische ist die Frage von Leben oder Tod in diesen Minuten eine des Glücks.“
Knapper und packender als es GEO EPOCHE und die Süddeutsche Zeitung berichtet haben, kann ich nicht zusammenfassen, was am Morgen des 26. Dezember 2004 dort geschah.
(GEO EPOCHE Nr. 16, Februar 2005: Tsunami. Der Tod aus dem Meer, S. 48ff)

„Die tiefen Spuren der großen Welle sind unübersehbar. Je flacher das Gelände, desto tiefer drangen die Flutwellen bis auf einen Kilometer ins Landesinnere ein. Die Gewalt der Wasserströme muss so heftig gewesen sein, dass sich das Meer im Landesinneren geradezu eigene Flussläufe gebahnt, Brücken abgerissen, Straßen zerstört und künstliche Salzwasserseen hinterlassen hat. Dort aber, wo sich nicht weit vom Meer entfernt die Berge auftürmen, hatten die exklusiven Ressorts gestanden, die es bekanntlich am härtesten traf. Der gewaltige Tsunami-Effekt wirkte dort doppelt, weil die Hotels ganz nahe ans Wasser gebaut waren, was natürlich eine verheerende Wirkung zeigt. Die Chance, diesen Naturgewalten zu entrinnen, war gering. Der Strand von Khao Lak war eine geologische Falle.“
Süddeutsche Zeitung Nr. 152 vom 05.07.2005, S. 38).

Notizen & Skizzen aus meinem Tagebuch des Grauens

28. Dezember 2004
Wir sind in größter Sorge. Seit dem Ereignis ist der Kontakt zu Christian und seiner Familie abgebrochen. Wir haben seit drei Tagen keine Nachricht. Wir verfolgen die Katastrophenmeldungen im Fernsehen und am Rundfunk und warten höchst besorgt auf eine Nachricht. Christian ist ein Computerfreak, der sich bestens mit der neuesten Kommunikationstechnik auskennt. Wir wundern uns, dass er noch keine Gelegenheit nutzen konnte, ein Lebenszeichen nach Hause zu senden. Wahrscheinlich, so nehmen wir an, sind seine und andere Kommunikationsmittel von Tsunami weggespült worden. Wir müssen mit dem Schlimmsten rechnen. Die Massenmedien melden zur Stunde, dass mit weit mehr als 40.000 Toten gerechnet werden müsse, darunter seien auch viele Touristen. Die Ungewissheit brachte uns in der letzten Nacht um den Schlaf.

29. Dezember 2004
Das Fernsehen übertrug von 14:00-14:15 Uhr eine Stellungnahme des Bundeskanzlers zur Katastrophe. Gerhard Schröder sprach von rund 1.000 „vermissten“ Deutschen und fügte hinzu, dass wohl die meisten davon nicht mehr am Leben seien. Angesichts des Ausmaßes der Katastrophe hat er bundesweite Trauerbeflaggung angeordnet. Wir müssen angesichts der Meldungen davon ausgehen, dass Christian, Nicola, Lina und Jule umgekommen sind. Wir diskutieren allerdings auch andere Möglichkeiten: Vielleicht hat ein Elternteil überlebt, vielleicht hat durch einen glücklichen Zufall eines der beiden Kinder überlebt. Schwer verletzt liegen sie in Krankenhäusern und können sich vielleicht noch nicht melden. Ein Kind hat überlebt und kann nicht sagen, woher es stammt. Vielleicht ist ein lebend angeschwemmtes Kind von irgendwelchen Leuten aufgenommen worden. Wir durchleben eine entsetzliche Zeit der Ungewissheit, wir sind bedrückt und trauern um die Vier.

29. Dezember 2004
3,5 Tage danach. Kein Lebenszeichen. Allerletzte Hoffnung: Eltern oder ein Elternteil, Kinder oder auch nur ein Kind könnten durch irgendwelche glücklichen Umstände und Fügungen überlebt haben und verhindert sein, Kontakt aufzunehmen.

30. Dezember 2004
Neue Schreckensbilder und schlimme Berichte aus den Katastrophengebieten. Von Christian und seiner Familie kein Lebenszeichen. Die Zahl der erfassten Toten steigt stündlich, insgesamt sollen über 100.000 Menschen ums Leben gekommen sein. In Khao Lak sollen allein schon 1.300 Skandinavier umgekommen sein. Die Zahl der vermissten Deutschen liegt über der 1.000er Grenze. Noch immer werden Leichen ans Land gespült, viele wird das Meer für immer verschlungen haben. Zwar werden die Vermissten- und Totenlisten nun präziser geführt und veröffentlicht, aber noch immer sind nicht alle erfasst. Die Identifizierung der Leichen wird immer schwieriger, die Rückführung nach Deutschland immer unwahrscheinlicher. Es fehlen Kühlhäuser. Wir sind tief schockiert und haben alle Hoffnungen aufgegeben, Christian, Nicola, Lina und Jule wiederzusehen. Was hat sich in den letzten Minuten ihres Lebens abgespielt? Unter welchen dramatischen Umständen sind die beiden kleinen Mädchen umgekommen? Die Wohnanlage, die sie gemietet hatten, ist komplett weggespült, dort ist nichts mehr zu finden. Ein schreckliches Jahresende. Eine Familienkatastrophe. Eine unerträgliche Situation.


Ende Dezember 2004, Khao Lak: Der Blick ins Grauen. Die Deutschen Carsten S. und Hans S. suchen in Särgen nach ihren Freunden aus Deutschland – nach dem Ehepaar M. und seinen Töchtern.
BILD, Bundesausgabe, 31. Dezember 2004, S. 2

Das Ehepaar Johann Christian und Nicola Barbara Mintzel mit seinen Töchtern Lina Marie Johanna und Jule Lou Johanna
BILD, Bundesausgabe, 31. Dezember 2004, S. 2 (umgestellt)

31. Dezember 2004
Zwei Freunde der Familie flogen am Jahresende 2004 nach Phuket und suchten in Khao Lak sämtliche Krankenhäuser und Sammelstellen ab. Auf dem großen Sammelplatz für geborgene Leichen glaubten sie den Leichnam von Jule gefunden zu haben. Aber dazu muss erst eine DNA–Analyse abgewartet werden. Für uns alle ist die Ortlosigkeit des Todes und die völlige Ungewissheit, ob ihre Leichen je gefunden und identifiziert werden, schwer zu ertragen. Die beiden Freunde, die dorthin [nach Phuket] geflogen waren, haben ihre Suchaktion abgebrochen, weil jedes weitere Suchen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ohne Ergebnis geblieben wäre. Die gesammelten Leichen sind inzwischen in einen Zustand übergegangen, der kaum mehr eine [direkte] Identifizierung ermöglicht. Die Freunde werden morgen in Deutschland eintreffen.
Sich am Silvesterabend „Alles Gute“ zu wünschen, wird angesichts dieses Leides und dieser Trauer zu einer abgedroschenen, entsetzlich unsensiblen Floskel. Eine stille Anteilnahme ist wohl das Beste, was wir vermitteln können. Der Schock sitzt tief, wir alle sind in ein Verhängnis hineingerissen worden. Ich fühle mich elend und gelähmt. Ich habe Mühe, die Fassung zu bewahren. Psychologen und Therapeuten empfehlen auch den traumatisierten Angehörigen, die zu Hause diese Berichte am Bildschirm verfolgen, sich nicht dem Schrecken der Berichterstattung auszusetzen, sondern das Fernsehgerät zwei, drei Tage abzuschalten. Auch die furchtbaren Erlebnisse am Bildschirm können psychisch krankmachen.
Heute Morgen ging durch das Fernsehen, dass die Identifizierung der Toten noch sechs Monate dauern kann. Damit ist eine weitere Leidenszeit gegeben, ein ritueller Abschied von den Toten ist erst nach ihrer Identifizierung möglich. Uns stehen schwere Wochen bevor.

BILD, Bundesausgabe, 3. Januar 2005, S.3

1. Januar 2005
Genau eine Woche ist es nun her, dass die Katastrophe hereinbrach. Vorgestern war in der Ausgabe der BILD-Zeitung vom 31. Dezember unsere Familie, Christian, Nicola, Lina und Jule mit Porträtfotos aus ihrer allerletzten Lebenszeit abgebildet. Diese Aufnahmen haben uns erschüttert, vor allem die hübschen Gesichter der kleinen Mädchen. Durch diese sehr schönen Bilder waren sie plötzlich ganz nahe, als stünden sie vor uns und würden reden. Ihre Gesichter sind so schön geformt, so hell im Blick, so zart im Ausdruck, so zugewandt und neugierig. Diese Bilder länger zu betrachten war uns unmöglich, wir mussten die Zeitung wieder weglegen. Es wäre wohl besser, wir würden die Sender abschalten und die Zeitungslektüre beenden, um eine Stille zu schaffen. Ich will ihr Schicksal erzählen und die Toten damit in Erinnerung halten.

5. Januar 2005
An meinen Bruder Kurt und seine Frau: Uns helfen im Augenblick keine tröstenden Worte, kein Trost kann die tiefe Trauer und den Verlust hinwegreden. Wir haben schlaflose Nächte. Schreckensbilder stehen vor den Augen. Was uns alle tief bedrückt und bewegt, ist die grauenhafte „Ortlosigkeit“ des Todes. Es gibt keinen Ort an dem ein Ritual des Abschieds stattfinden könnte. Wir müssen uns erst einen Erinnerungsort schaffen, um diese Leere etwas füllen zu können und eine innere Begegnung zu ermöglichen. Gerade spielen Carlotta und Mia [unsere Enkelkinder, sechs und vier Jahre alt] „Flut und Überschwemmung“, die Krankenschwester ist umgekommen. Auch sie müssen die Berichte und Bilder verarbeiten. Wir sehen zu und schweigen.

6. Januar 2005
17:55 Uhr. Die letzte Meldung vom Tag: Noch 751 Deutsche werden vermisst, doch wird immer noch von einer Zahl über 1.000 ausgegangen. Der Tsunami hat Christian, Nicola, Lina und Jule verschlungen, zerschmettert, ins Meer hinausgespült oder irgendwo auf dem Land ums Leben gebracht. Sind sie gefunden worden? Aus Thailand wird gemeldet, etwa 600 Flutopfer, darunter 300 europäische Touristen, seien nördlich von Khao Lak in einem Massengrab bestattet worden. Den Toten aus der Region Khao Lak seien nach der Entnahme von genetischem Material im Yan-Yao-Tempel Micro-Chips eingesetzt worden, um sie später exhumieren und identifizieren zu können. Es wird noch viele Monate dauern, bis wir Gewissheit haben, ob Christian, Nicola, Lina und Jule identifiziert werden konnten.

12. Januar 2005
Der von der Familie gemietete Bungalow im Green Beach Village Resort stand ganz nahe am Meer und wurde von der Monsterwelle platt gemacht. Ich hatte mit vorgenommen, mir über die Situation vor Ort von den Freunden berichten zu lassen. H. erzählte von der Lage und Beschaffenheit des gemieteten Bungalows und schilderte dessen Leichtbau: Ein Holzboden, ein paar tragende große Holzbalken, Dachbalken, Blechdach-Abdeckung. Das Haus war nur lose mit dem Untergrund verbunden, nur mit ein paar Balken auf dem Grund befestigt. Die zwölf Meter hohe Welle erfasste den Bungalow, riss ihn wie eine Streichholzschachtel vom Boden weg, kippte ihn um, drückte ihn zusammen und zerquetschte die Familie. Dort war nichts mehr zu finden. Am 26. Dezember um kurz nach zehn Uhr morgens wurde Khao Lak ausgelöscht.

14. Januar 2005
Die Cassini-Huygens-Mission scheint geglückt zu sein. Huygens, die Landesonde, ist pünktlich auf dem Saturnmond Titan gelandet und sendet. Menschlicher Technik gelingt es heute, nach einer siebenjährigen Weltraumreise eine Sonde auf dem Saturnmond Titan abzusetzen. Der Mensch hat es aber versäumt, im Indischen Ozean ein Seebeben-Frühwarnsystem zu installieren. Dieses Versäumnis ist das eigentlich Skandalöse der Naturkatastrophe im Golf von Bengalen. Ein Frühwarnsystem kann zwar nicht in jedem Fall Menschenleben retten, aber es hätte am 26. Dezember 2004 die Zahl der Toten sehr viel niedriger halten können, Vielleicht wären Christian, Nicola, Lina und Jule noch am Leben.

15. Januar 2005
Gedenkgottesdienst für Nicola, Christian, Lina und Jule in Mönchengladbach.
Eine Freundin der Vier liest ein Kindertotenlied von Friedrich Rückert vor:

Oft denk´ ich, sie sind nur ausgegangen,
bald werden sie wieder nach Haus gelangen.
Der Tag ist schön, o sei nicht bang,
sie machen nur einen weitren Gang.
Ja wohl, sie sind nur ausgegangen,
und werden jetzt nach Haus gelangen.
O sei nicht bang, der Tag ist schön,
sie machen den Gang zu jenen Höh´n.

Sie sind uns nur vorausgegangen
und werden nicht hier nach Haus verlangen.
Wir holen sie ein auf jenen Höh´n
im Sonnenschein, der Tag ist schön.

Pastorin Beuschel:
„Wir haben nicht nur Erinnerungen an die lieben Mintzels, sondern sie haben uns auch etwas zurückgelassen: Nicola liebte es Muscheln zu sammeln. Diese Muscheln haben sie 2001 in Thailand gesammelt und den weiten Weg mit nach Hause gebracht. Auch Lina hat sich die Freude gemacht Muscheln zu sammeln. (…) Wir möchten diese Muscheln jetzt als Erinnerung weitergeben.“

16. Januar 2005
Eine Naturkatastrophe ereignet sich, bricht über den Menschen herein, unvermutet, plötzlich, unberechenbar, furchtbar in ihren Folgen. Ein Seebeben und der ihm folgende Tsunami sind geophysikalische Ereignisse, jenseits von Gut und Böse, jenseits von Schuld und Sühne, jenseits von Liebe und Hass. Sie sind etwas Naturgewaltiges, das Menschen überwältigt und in den Tod reißt. Es dreht sich um keine Tragödien, es gibt keinen Helden, es spielen sich aber dramatische Vorgänge ab. In den Medien wird die Flutwelle, der Tsunami, dämonisiert: „Monsterwelle“, „Killerwelle“, „Todeswelle“. Fragen nach der Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und insbesondere nach der Allmächtigkeit Gottes werden aufgeworfen. Gott träfe keine Schuld. Der Allmächtige habe sich selbst seiner Allmächtigkeit begeben, indem er die Krönung seiner Schöpfung, den Menschen, in die Selbstverantwortung und Freiheit entlassen habe. Gegen Naturkatstrophen müsse der Mensch den ihm verliehenen Verstand einsetzen, also zum Beispiel ein Frühwarnsystem installieren. Gott wird exkulpiert, Gott habe die von ihm erschaffenen Welt zu ihrer Entwicklung (Evolution) freigegeben. Alles mehr als unbefriedigende Antworten der Theologie.

17. Januar 2005
Das Unfassbare muss erst in seiner Absolutheit akzeptiert werden, bevor sich die Gedankenwelt wieder aufhellen kann. Noch immer sehe ich die Wasserwand, die zwölf Meter hohe „Monsterwelle“ auf Christian und Nicola und auf Lina und Jule herunterbrechen, noch immer sehe ich sie im Wasser treiben. Es müssen schreckliche letzte Minuten gewesen sein. Ich sehe Christian mit bärenhafter Kraft nach den Kindern greifen – sie hatten keine Chance, sie wurden zerschmettert und hinweggespült.

21. Januar 2005
Wir stehen nach wie vor tief niedergeschlagen unter dem Eindruck des Verhängnisses und können nicht einfach ins gewohnte Leben zurückkehren. Die schrecklichen Bilder gehen uns Tag und Nacht im Kopf herum, sie verfolgen uns und lassen uns nicht los. Sie lösen immer wieder Bestürzung aus. Der rituelle Abschied am 15. Januar war wichtig und wirklich ergreifend, er brachte einen Moment lang sogar so etwas wie eine innere Entlastung von dem Ungeheuerlichen. Aber dann kehrten die finsteren Fragen doch wieder zurück. Wie könnten sich die dramatischen Minuten abgespielt haben? Die grauenhaften Ereignisse werden uns noch lange verfolgen. Wir müssen aber unsere Sprache wiedergewinnen, wir müssen darüber sprechen. Ich erlebe angesichts der gewaltigen Wucht der Familienkatastrophe, wie schwierig es ist, den Schock, den sie ausgelöst hat, die Gefühle und Gedanken, in einer adäquaten Sprache auszudrücken. Das Grauen hat einen neuen Namen: Khao Lak.

Lina Mintzel, Farbstiftzeichnung, 2004
Mama, Papa, Lina und Juli als Fische im Meereswasser – als ob sie die kommende Katastrophe geahnt hätte.

30. Januar 2005
Ein sehr trauriger Tag. Lina Mintzel hätte heute ihren sechsten Geburtstag gefeiert. Sie wäre in diesem Jahr in die Schule gekommen. Mir ging das Schicksal der Kleinen nicht aus dem Kopf. Wohin mag die Große Welle sie hinweggerissen haben? Wurde ihr Leichnam gefunden und inzwischen identifiziert? Die arme kleine Lina!

Inge Lu und ich besuchten gestern das Museum Moderner Kunst Stiftung Wörlen. Im Kassen- und Verkaufsraum fiel mir die Postkarte auf, die Hokusais „Wellental bei Flut [an der Küste] vor Kanagawa“ (ca. 1823-1825) zeigt. Die bildliche Konstruktion Hokusais hat mich doppelt beschäftigt: Einmal trifft sie auf das Verhängnis in Khao Lak (und an anderen Orten im Golf von Bengalen) zu, zum anderen gibt er ein Beispiel der bildnerisch—ästhetischen Darstellung eines gewaltigen Naturgeschehens. Ich habe mich in den letzten Wochen immer wieder mit dem Gedanken getragen, diese Katastrophe des 26. Dezember 2004 in Bilder umsetzen. Wie kann ich die zerstörerische, tödliche Wucht einer haushohen Welle mit grafischen Mitteln darstellen? Im Gegenprogramm zu Hokusai will ich das Schreckliche nicht ästhetisch bannen, sondern durch Bildmittel zum Ausdruck kommen lassen – eine schwierige Aufgabe.

13. Februar 2005
An meinen Freund Jürgen Krengel, Maler und Grafiker in Hannover. Nun habe ich damit begonnen, mich mit Hokusais Wellen-Darstellungen zu befassen und selbst „Schreckensbilder“ zu skizzieren, um den Schock und das Grauen zu bannen. Hokusais Wellental bei Flut [an der Küste] vor Kanagawa zeigt so eine Todeswelle. In den tiefen Wellentälern zweier sich überschlagender Wogen versuchen die in die Boote geduckten Ruderer die hohen Wellen frontal zu schneiden, um nicht zu kentern und verschlungen zu werden. Der Kamm der höchsten Welle zerstiebt in Schaumkrallen und Spritzern und stürzt auf die Boote herab. Im Hintergrund steht vor dem dunkelgrauen Horizont der Fuji, der unterhalb der Horizontlinie im Verhältnis zur haushohen Welle klein erscheint. Hokusai hat sein Bild kühn und dramatisch aufgebaut. Die große Welle ist seitlich gesehen, so dass eine Fernsicht auf den Fuji entsteht. Es bleibt ungewiss, ob die drei Boote die enorme Wucht der Welle überstehen.
Hokusai hat sich mit der verhängnisvollen, tödlichen „Großen Welle“ mehrmals ikonografisch-ästhetisch befasst und das gewaltige Naturschauspiel ins Bild gesetzt. Mir scheint, dass er durch seine kühne Konstruktion des Bildaufbaus, durch die konstruierende Ästhetik des Bildes den Schrecken und das Grauen „zum Stehen bringt“ und bannt. Die tonnenschweren Wassermassen halten plötzlich und stürzen eben nicht zerschmetternd nieder. Die in ihre Boote geduckten Ruderer scheinen eine Überlebenschance zu haben. Die Ästhetik des Bildes nimmt der Naturgewalt die zerstörerische, Menschen vernichtende Kraft.
Mir schweben andere Bilder vor, wirkliche Schreckensbilder, die nicht die ungeheure Wucht der Naturgewalt ästhetisch „bannen“, sondern das Schreckliche und Grauenhafte zum Ausdruck bringen. Aber wie? Mit welchen Bildkonzepten und mit welchen Stilmitteln? Wie lassen sich Zerstörung, Sterben, Schrecken, Entsetzen und Grauen „ins Bild setzen“? Es müssen Bilder sein, die den Betrachter in das Verhängnis hineinziehen, ihn fast erdrücken.

11. April 2005
Antwort Jürgen Krengels. „Hokusai tut als Künstler das Angemessene und Richtige. Ich bin da mit ihm völlig einig. Er wählt einen Moment der Stille und großer Ruhe vor der möglichen Katastrophe, einen Augenblick, der für seinen ästhetischen Anspruch zwingend ist. Natürlich kann man sich fragen, ob es den Fischern gelingen wird, zu überleben, aber das ist nicht entscheidend. Auch sie tun das einzig Richtige. Das Bild zeigt zwei Gegenbewegungen: Die diagonal auf ihrem Höhepunkt sich aufbäumende Welle, dagegen steht die Bewegung der Boote. Ganz klein, fast im Mittelpunkt der Konzeption steht das Symbol des Bleibenden, der heilige Berg. Es ist ein Blatt von großer Schönheit, mehr kann die Kunst nicht geben. Im 19. Jahrhundert hätte man wahrscheinlich den dramatischen Höhepunkt der Katastrophe dargestellt wie im „Floß der Medusa“. Die Heutigen würden wohl eine ausführliche Dokumentation liefern und diese auch noch nach allen Richtungen dokumentieren. Was hat das mit Kunst zu tun? Der Alte aus Japan war eben ein weiser Mann.“

4. März 2005
Vom 21. Februar bis gestern, bis zum 3. März, arbeitete ich am Khao Lak-Thema. Ich entwarf in Collagen einen „Khao Lak-Zyklus“. Es entstanden in elf Tagen 22 Bilder (70 x 50 cm) und dazu zwei Titelbogen (…) Ich will zum Andenken an Christian, Nicola, Lina und Jule einen Zyklus schaffen.

10. März 2005
Am 10. März waren Inge Lu und ich mit etwa dreißig Collagen und Zeichnungen bei Karl Schleinkofer, um mit ihm die Ergebnisse zu besprechen und eine Auswahl zu treffen. Wir diskutierten lange über Machart, Bildstrukturen, Aussagekraft und Fragen der „Medienrealität“. Ich brauchte und suchte Kontrolle und Kritik, um sentimentalen Fallen der Betroffenheit zu entgehen. Ein gutes Dutzend Collagen und die Zeichnungen kamen durch die Kontrolle. Auch Oswald Miedl schärfte durch seine professionelle Außensicht meinen Blick für die Auswahl. Er bot sich an, für eine Ausstellung des Zyklus im Foyer der Universitätsbibliothek die Bibliotheksleitung zu gewinnen.
In Gesprächen mit den befreundeten Künstlern Waltraud Danzig, Oswald Miedl, Karl Schleinkofer und Christian Zeitler setzte ich mich mit der Problematik der ikonografisch-ästhetischen Darstellung von Grauen, Schrecken, furchtbaren Ereignissen und massenhaftem Sterben, auseinander. Alle waren der Ansicht, dass die Darstellung grauenhafter Ereignisse eine schwierige Aufgabe sei. Kollege und Freund Miedl verwies auf das Thema Auschwitz.
Die existenziellen Ängste, das völlige Ausgeliefertsein an eine unmenschliche Praxis, Entkräftung bis zum Zusammenbruch, das alles lässt sich wahrscheinlich nicht wirklich darstellen. Von solchen Bildern selbst müsste ein Grauen ausgehen, solche Bilder müssten zutiefst schockieren, den Betrachter in Angst und Schrecken versetzen. Mir fallen dazu Zyklen von Goya, Max Beckmann und Otto Dix eine: die Kriegszyklen.

11. März 2005
Aus meinem Geburtstagsbrief an meinen Bruder Kurt, den Vater Christians und Großvater Linas und Jules. In den letzten drei Wochen habe ich, von den Schreckensbildern in meinem Kopf getrieben, einen „Khao Lak-Zyklus“ geschaffen, eine auf dreißig Blatt (Kartonformat 50 x 70 cm) angewachsene Reihe von Bildern (Bleistift, Grafit, Kohle, Collage), die ich noch in diesem Jahr drucken lassen und veröffentlichen will. Die Blätter sind dem Andenken an Christian, Nicola, Lina und Jule gewidmet.

21. März 2005
Heute via Bundeskriminalamt (BKA) und über die örtliche Polizei die Nachricht erhalten, Christian sei gefunden und identifiziert worden. Ungewissheit herrscht weiterhin, ob Nicola, Lina und Jule gefunden wurden. Die schreckliche Wartezeit ist noch nicht zu Ende, doch lässt die Nachricht hoffen, dass auch die drei noch identifiziert werden.
Ich hatte die Chance, die Werkstatt des Kulturmodelles Passau zu mieten und zu lithografieren. Ich arbeitete fünf Tage in der Werkstatt fast bis zur Erschöpfung und produzierte insgesamt 51 Lithografien auf großem Büttenpapier (50,5 x 65 cm). Es entstanden vier Bilder, drei davon bilden eine Mappe, es ist die Sequenz „Ferien in Khao Lak“, „Verhängnis“ und „Verwandlung“. Ich bin mit dem Ergebnis einigermaßen zufrieden, wenngleich meine Bildvorstellungen im Kopf mit den Bildern differieren, die am Schluss herauskommen.
Vom 21. Februar bis zum 21. März hatte ich fast täglich und ausschließlich an dem „Khao Lak-Zyklus“ gearbeitet. Ich fühlte mich danach „befreit“, “entlastet“ und hatte ein „gutes Gefühl“. Ich hatte mich von den Schreckensbildern befreien müssen. Schock und Trauer sitzen noch immer tief im Gemüt. Ich musste etwas zur Erinnerung an die Vier machen, ich musste ihnen ein kleines Denkmal setzen.

10. März 2005
In den fünf Werkstatt-Tagen kamen Besucher herein und betrachteten neugierig, was ich aufs Papier bringe. Die Besucher waren stark beeindruckt, hielten die ästhetisch-bildnerische Umsetzung der Katastrophe für besonders schwierig, stellten handwerklich-technische Fragen, scheuten sich aber – verständlicherweise – Kritik zu üben.

10. Mai 2005
Aus meinem Brief an Oswald Miedl vom 10.05.2005. Ich danke Dir sehr herzlich für Deine freundliche Initiative, das Foyer der UB Passau für den Monat Oktober reservieren zu lassen, um dort eine Ausstellung meiner letzten Arbeiten zu ermöglichen. Mein „Khao Lak-Zyklus“ befasst sich mit einem schwierigen Thema, die Blätter sind ein Wagnis, das es Betrachtern schwer macht mitzugehen. Deine Bereitschaft, etwas zur Eröffnung zu sagen, begrüße ich in doppelter Hinsicht: Du kannst aus Deinem reichen Wissen über die ästhetisch-künstlerische Problematik solcher Themata wirklich etwas Substantielles sagen und mich zudem in diesem besonderen Fall auf der emotionalen Ebene entlasten. Entsetzen und Trauer wirken nach und drücken noch mächtig auf mein Gemüt. Es fiele mir wahrscheinlich schwer, über den traurigen Anlass und über meine Trauerarbeit etwas zu sagen. Inzwischen habe ich mich nochmals ans Werk gemacht und von verwitterten, über hundert Jahre alten Tessiner Stallbrettern Handabzüge (Materialbilder) gemacht, die ich teilweise mit Pinselzeichnungen überarbeitet habe (Akryl).

30. Mai 2005
Erst am 21. März erhielten wir die offizielle Nachricht, dass mein Neffe gefunden und identifiziert wurde. Am 27. April erfuhren wir Gleiches von Nicola. Beide wurden inzwischen in Khao Lak/Thailand eingeäschert. Die zwei kleinen Töchter bleiben vielleicht für immer verschollen. Die Urne der Mutter soll dort bleiben, bis auch die Kinder gefunden und identifiziert sind, um dann zusammen mit dem Vater in Nürnberg auf dem alten St. Johannisfriedhof im Familiengrab Mintzel, das nahe bei den Gräbern von Albrecht Dürer und Hans Sachs liegt, beigesetzt zu .

Darstellung des Grauens in der Kunst

Mit welchen Bildkonzepten, Stilmitteln und Techniken lassen sich in der Kunst Zerstörung, Sterben, Schrecken, Entsetzen und Grauen ins Bild setzen? Wie können Menschenschicksale unter der Wirkung von Naturgewalten oder verbrecherischer Menschengewalt dargestellt werden? Selbstverständlich müssen wir Naturereignisse und von Menschen hervorgerufene Katastrophen unterscheiden. Ich denke dabei an Glaubenskriege, Genozide, Massaker, Deportationen, Hungersnöte, Massensterben durch atomare Strahlenverseuchung, Stichwort Tschernobyl. Als ich nach dem 26. Dezember 2004 hierzu nach Antworten suchte, fielen mir die Kriegszyklen (Radierungen/ Lithografien) von Francisco de Goya („Desastres de la Guerra“), von Max Beckmnn („Die Hölle“), von Otto Dix („Krieg“) und Picassos „Guernica“ ein. Ich erinnerte mich an Bilder von Otto Pankok und Käthe Kollwitz und an visionäre Lithografien A. Paul Webers, die vor der nationalsozialistischen Machtergreifung entstanden waren. Die Genannten wählten hauptsächlich grafische Techniken, das Schwarz-Weiß und düstere Grautöne. Sie schufen eindrucksvolle, beklemmende, scheußliche Bilder, die nicht fürs Wohnzimmer bestimmt sind, nicht der Erbauung und dem Frohsinn dienen, sondern Brutalitäten und Leiden unserer Spezies thematisieren. Der „Untergang der Titanik“ (Max Beckmann) wurde als umfassende Parabel, als Gleichnis des 20. Jahrhunderts aufgefasst. Ich fand die Darstellungen elementarer Gewalt bei Hokusai ikonografisch-ästhetisch kühn, großartig und faszinierend, jedoch hatte ich mich gefragt, ob wir heute Naturgewalt noch so ungebrochen als grandioses Naturschauspiel darstellen können und sollen. Auf einer anderen Ebene des Seins ist die Natur gegenüber dem Schicksal der Menschen und der Menschheit völlig indifferent. Seebeben und Tsunamis ereignen sich jenseits menschlichen Seins und Erlebens. Insofern könnte es tatsächlich gleichgültig sein, ob die in die drei Boote geduckten Ruderer überleben werden. Doch gibt es in einem anderen Bild Hokusais den Meeresgott, der in einer „Großen Welle“ furchterregend auftaucht und zu einem Samurai in Beziehung tritt („Der Meeresgott erscheint dem Ritter in der Woge“). Hokusai beseelt die Natur und bringt sie und den Menschen ins Zwiegespräch. Das Schicksal der Ruderer oder des Samurais ist ihm (und der Natur) nicht gleichgültig. Er lässt aber offen, ein ästhetisches Mittel japanischer Kunst, was passieren wird. Meine Frau, die Sinologie und Japanologie studiert hat, macht mich wiederholt auf diese Aspekte aufmerksam.
Lässt die Moderne mit ihren neuen Weltbildern die Sichtweise Hokusais noch zu? In seinem Bild erschrickt der Samurai beim Anblick des Meeresgottes. Er wirft die Arme hoch, verschränkt bittend seine Hände und verdeckt – in Demut – sein Angesicht. Die Gewalt des Meeresgottes ist furchtbarer als die Tapferkeit des Samurais. Was lehren uns Naturereignisse wie Seebeben und Tsunamis heute? Nicht wir beherrschen, wie oft anmaßend gesagt wird, die Natur, sondern die Natur beherrscht immer noch uns. Der (Meeres-) Gott ist aus unseren Naturbildern verschwunden und mit ihm die Demut.
Meine Reise nach Venedig, die ich im April 2005 mit Inge Lu unternahm, war gerade unter solchen Fragestellungen informativ und lehrreich. Die venezianischen Museen und Paläste boten zahlreiche Beispiele für „Katastrophen-Malerei“, angefangen bei der biblischen Sintflut. Auf den Schlachtengemälden sieht man die grausamsten Massaker, überall ein Metzeln und Morden. Auf anderen Gemälden gehen Schiffe mit Mann und Maus in Stürmen unter. Der ganze Gebäudekomplex des Dogenpalastes und der ihn umgebenden Bauwerke ist eine überwältigende, grandiose Demonstration der Macht und des Reichtums, der Einschüchterung durch Prunk und Protz. Jede Säule, jedes Tor, jeder Raum ist eine Ästhetisierung von Macht, Herrschaft und Gewalt. Hier begegnen wir auch der anderen, dunklen, gewaltsamen und grausamen Seite der Macht, den Unterbau der Kerker und Verließe, die durch dicke Mauern und mehrfach verschlossene Türen vom Überbau getrennt sind, damit kein Schrei die schöne Seite stört. Die Bilder Tintorettos, Veroneses, Basanos und anderer „Malerfürsten“ waren ikonografische Ausstattungen des Machtzentrums. Die Maler standen im Dienste der weltlichen und geistlichen Macht und des Reichtums. Man wird von der Wucht der großformatigen Bilder förmlich erschlagen. Viel Kriegslärm und grauenhafte Szenen. Die Bilder verherrlichen die venezianischen Siege, sie sind Hymnen auf die Seemacht und ihre Kriege. Dann plötzlich, einen Saal weiter, eine ganz andere Welt – in der Sala del Magistrato dei Conservatori alle Leggi des Dogenpalastes vier Tafelbilder von Hieronymus Bosch aus den Jahren 1504/05. Welch ein Kontrast zu den Monumentalbildern der venezianischen Malerei! Die Infernoszene und das Triptychon der Eremiten zeigen Katastrophen und Weltuntergangsszenarien ganz anderen geistigen Inhalts. Den Darstellungen von Bosch fehlt jegliches auftrumpfende Imponiergehabe und jede Selbstverherrlichung, die auffallendsten Charakteristika vieler venezianischer Riesengemälde.
Beim Gang durch die Paläste und Säle hatte ich ständig meine Leitfragen im Kopf. Trotz der überwältigenden Eindrücke blieb in meinen Gedanken das Schicksal meiner vier Familienmitglieder immer gegenwärtig. Ich suchte die Bilder nach Motiven des Grauens und Entsetzens ab. Auf Tintorettos Gemälde „Kain und Abel“ (entstanden 1550/53) fesselte mich die Drehbewegung der beiden nackten Körper, die im Handgemenge um eine gedachte Achse kreisen, wobei die Körper selbst noch eine dramatische Drehbewegung vollziehen. Die Aktfiguren in Vorder- und Rückenansicht sind harmonisch in die sie umgebende Landschaft eingefügt. Auf Tintorettos Gemälde Gemälde „San Marco salva un Saracene“ („Der Heilige Markus errettet einen Sarazenen aus Seenot“, entstanden 1562) faszinierte mich, wie der Körper des Sarazenen aus einem sinkenden Schiff hochgezogen wird. Der Körper vollzieht dabei eine Drehbewegung nach rechts. Tintoretto stellt im Hintergrund des dramatischen Rettungsvorganges eine große Welle dar, die ich für meine Arbeiten skizzierte.
Ich blieb ganz im grafischen Schwarz-Weiß mit düsteren Grautönen. Meine Schreckensbilder, mein Grauen und Entsetzen konnte ich so am besten ausdrücken.

Notizen & Skizzen aus meinem Tagebuch des Grauens Teil II

15. Juni 2005
Christian wurde am 21. März, Nicola am 27. April und Lina Ende Mai identifiziert. Jule wurde, wenn sie überhaupt gefunden worden ist, noch nicht identifiziert. Mit der Beisetzung der Urnen warten wir  noch bis in den Juli hinein, in der Hoffnung, dass auch noch die Überreste der kleinen Jule zurückkommen werden. Christian war ein geborener und überaus erfolgreicher Unternehmer und Kaufmann in der Informationstechnik-Branche. Mit 38 Jahren hinterließ er ein beträchtliches Vermögen. Er wusste, wie man ein Unternehmen hochbringt.

22. Juni 2005
An Hannelore und Kurt Mintzel, Rimpar.- Es ist sicher ein Wagnis, solche Bilder öffentlich zu zeigen. Ich muss gestehen, dass es mir bei dem Gedanken an die Ausstellung etwas mulmig zumute ist. – Eben ging durch den Deutschland-Funk, dass nur noch 43 Deutsche vermisst werden (oder noch nicht identifiziert sind?)

25. Juni 2005
„Das Bundeskriminalamt gibt die Zahl der deutschen Opfer mit 557 an. 516 Personen seien identifiziert worden, 41 würden noch vermisst. Es sei jedoch wahrscheinlich, dass auch die Vermissten im Laufe des Jahres noch identifiziert werden können.“ (Aus: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 145 vom 25. 06. 2005, S. 9)

26. Juni 2005
Bei der abermaligen Sichtung und Einordnung der Bilder in den „Khao Lak-Zyklus“ sehe ich noch schärfer als bisher das eigentliche Problem der Verarbeitung massenmedialer Bildreportagen. Solche Bildvorgaben wirken sich auf die ikonografisch-ästhetische Auswertung und Umsetzung des Materials aus, sie weisen dem Versuch der Umsetzung in eine eigene Bildsprache die Richtung und wollen sich herrisch behaupten. Bei einer nachträglichen Analyse der benutzten Vorgaben zeigt sich, dass diese ihrerseits schon hoch selektive Prozesse durchlaufen haben. Die Häufigkeit der Auswahl bestimmter Fotos in den Printmedien und die Wiederverwendung gleicher Bildausschnitte in späteren Berichten haben selektierte Horrorbilder zu Ikonen der Katastrophe werden lassen. Ähnliche Vorgänge der Entstehung von Katastrophen-Ikonen waren nach dem 11. September 2001 zu beobachten. Die Passagierflugzeuge rasen noch immer in die Twin Towers des World Trade Centers, die Flammen schlagen noch immer aus den getroffenen Etagen der Wolkenkratzer. Diese Ikonografie der Katastrophe hat sich eingeprägt, diese Bilder sind zu kollektiven Ikonen des beginnenden 21. Jahrhunderts geworden. Von den fast 3000 Menschen, die in den Twin Towers umgekommen und von den in sich zusammenstürzenden Hochhäusern zermalmt worden sind, gibt es keine Ikonen.
Im Nachhinein nehme ich wahr, dass meine individuelle Auswahl von Bildmaterial von Anfang an „unwissentlich“ mit kollektiven Selektionsprozessen korrespondiert hat. Ich habe anscheinend das Bildmaterial ausgewählt, das tatsächlich mit am stärksten erschüttert hat. Ist die Umsetzung in eine eigene Bildsprache hierdurch gescheitert? Die Antwort darauf ist wohl über die Frage zu finden, inwieweit ich mich durch die spezielle individuelle Be- und Verarbeitung von fotografischen Vorgaben entfernt und sie in eigene Bildideen übersetzt habe. Durch die Einfügung in eine Handzeichnung oder durch die Komposition und grafische Bearbeitung in einer Folge wie beim „Totenreigen“ wird die ausgeschnittene und mit Bleistift, Kohle und Grafit bearbeitete Bildvorgabe in eine eigene Bildidee überführt. Die Technik der Collage wird hierdurch zu einem legitimen bildnerischen Mittel.
Auch in meiner Lithografie „Verhängnis“, die ich noch in den Zyklus aufgenommen habe, scheint ein kultureller Topos auf, eine kulturelle „Vorgabe“: der „Gekreuzigte“ unter Wasser im Todeskampf mit der Welle, neben und unter ihm im Wasser treibende Menschen, eine ertrinkende Frau, ein Kind und andere Personen. Foto-Vorgabe und die Vorgabe eines kulturellen Topos dienen einer aktuellen Bildidee, Schrecken und Grauen der Flutkatastrophe ins Bild zu setzen. In dieser Auseinandersetzung mit dem bildnerischen Prozess erkenne ich in mir immer wieder auch den Wissenschaftler, den Analytiker, der seinen eigenen Arbeitsprozess beobachtet.

27. Juni 2005
Inge Lu in ihrem Brief von heute an Hannelore und Kurt Mintzel: Das Thema lässt uns nicht los, und wir können das Thema nicht loslassen. Wir hoffen auf den Zeitfaktor, aber einordnen lässt sich das einfach nicht. Jede neue Nachricht schwappt über unser angekratztes System, wir schütteln uns, nichts lässt sich abschütteln. So laufen wir wie begossene Pudel herum, kläffend, weil gereizt, und irgendwie nicht im Lot. Festhalten kann man sich eigentlich nur an dem Satz, dass die Familie näher zusammenrückt, das ist nun wirklich so, und nicht wegzureden. Beim Baden im Passauer „Erlebnisbad“ mit Mia und Carlotta am Sonntag vor acht Tagen rief der Bademeister: „Meine Damen und Herren, in fünf Minuten kommt die große Welle“. Im großen Schwimmbecken passiert das etwa alle Stunde.
Alle Leute rasten ins Wasser, und Mia fragte: „Sterben die jetzt?“ Anne [unsere Tochter] hatte auch ein sehr mulmiges Gefühl, schmiss sich aber dann mit beiden Kindern ins Tiefe, weiß der Teufel, was in ihr vorging. Sie kam sehr nachdenklich heraus. Immer wieder wagt sich die Vorstellung ein Stück weiter, aber es bringt einfach keinen inneren Frieden. Am besten geht es noch, wenn man sich viel vornimmt. Das ist ja bei Euch gegeben, und die Großfamilie fordert einen ständig. Also „reiß mer uns zamm!“ wie der Franke sagt. Die Elefantenherde ist stark …

Juli 2005
Ich hatte geglaubt, den „Khao Lak-Zyklus“ abgeschlossen und aus der Vielzahl der Collagen die ausgewählt zu haben, mit denen es am eindringlichsten gelungen zu sein schien, massenmedial aus den Katastrophengebieten übermittelte Fotografien in eine eigene Bildsprache zu übersetzen. Mit jeder neuerlichen Betrachtung meiner Bilder kommen mir indes Zweifel, ob ich mit der Collagetechnik die ungeheure Katastrophe wirklich so „ins Bild gesetzt“ habe, dass ein Betrachter sich nicht mit bloßer Medienrealität konfrontiert sieht. In jeder meiner Collagen bleibt der Verweis auf eine fotografische Vorgabe aus der Presse bestehen. Ich vertusche und verleugne nicht die massenmediale Vorgabe, ich nutze die schrecklichen Informationen einer Fotografie und die Gefühle, die sie auslöst. Es schaudert uns, wenn wir Horrorbilder aus den Katastrophengebieten betrachten. Die Frage bleibt, ob ich mit der Collagetechnik die übermittelten Vorgaben nur verstärke oder in eine eigene Bildqualität transformiere. Es gibt ausdrucksstarke und erschütternde Fotografien, die grauanhafte Vorgänge und Ereignisse festhalten. Zwei Männer stehen an einer scheinbar nicht gefährdeten Stelle unweit des Strandes und sehen die Welle heranrollen. Sie befinden sich auf einer Veranda eines Bungalows oder Hotels. Ihre Silhouetten lassen die beiden zu anonymen Schatten werden. Der bullige Mann stützt seine Hände gelassen auf die Hüfte, schaut hinaus auf die heranschwappende Riesenwelle und scheint nicht zu begreifen, was auf ihn zukommt. Der andere Mann steht neben ihm, sei Profil lässt vermuten, dass sich beide über das Naturschauspiel unterhalten. Die Fotografie zeigt eine Situation unbekannter Gefahr. Ich habe dieses Bildmotiv in meinem „Khao Lak-Zyklus“ mehrmals verarbeitet, den bulligen Mann vervielfacht und die Ausschnitte in eine Sequenz gesetzt. Die schwarzen Silhouetten wirken wie eine starke Barriere vor der Großen Welle, als könnte der Tsunami sie nicht wegreißen. Die sequentielle Darstellung soll zugleich die Massenhaftigkeit dieses Schicksals ausdrücken.

5. Juli 2005
„Khao Lak, immer wieder Khao Lak, das mehr als die Hälfte der 5.300 Opfer in Thailand zu beklagen hatte. Praktisch alle Anlagen haben den Betrieb längst wieder aufgenommen. Die große Ausnahme sind die Phi-Phi-Inseln und Khao Lak, wo der Wiederaufbau ein bis zwei Jahre dauern dürfte. Doch sämtliche Strände im Südwesten Thailands sind menschenleer. Die scheinbare Willkür der Verheerungen überfordert den menschlichen Verstand im allgemeinen und die geographischen Kenntnisse im Besonderen.“ (Süddeutsche Zeitung Nr. 152 vom 05.07.2005, S. 38)

9. Juli 2005
Der Mensch hat seit Urzeiten sintflutartige Naturkatastrophen erlebt. In Jahrtausenden sind unzählige Menschen Opfer dieser „Wasser-Monster“ geworden, die sich plötzlich aus dem Meer erheben und alles verschlingen, was ihnen im Weg steht. Zu allen Zeiten haben gewaltige Wassermassen Länder und Menschen überspült. In der Menschheitsgeschichte sind die Urkatastrophen als Mythen im kollektiven Gedächtnis geblieben. Geophysikalische Verschiebungen und klimatische Veränderungen werden noch viele Sintfluten hervorrufen. Die Monster kehren wieder! Naturgewalten nehmen nicht am Schicksal des Menschen teil. Die sie in den Tod reißen, haben einfach Pech gehabt. Wasser spendet Leben, Wasser vernichtet Leben. Christian, Nicola, Lina und Jule waren wie viele Opfer zur falschen Zeit am falschen Ort.
In den Hochreligionen sind Sintfluten und Monsterwellen, gleich wodurch ausgelöst, Drohungen und Strafen Gottes für sündhaftes Denken und Tun oder Prüfungen der Glaubensfestigkeit (Hiob). Der Imam predigt, der Tsunami sei ein Zeichen Gottes. Allah habe die Menschen bestraft, weil sie nicht nach dem Koran gelebt hätten. In aufgeklärten modernen Gesellschaften funktioniert diese Drohtheologie nur noch in fundamentalistischen Glaubenskreisen. Die Frage, wo war Gott, wird ansonsten hämisch gestellt: „Wo war Euer Gott?“, der angeblich Allmächtige, Allwissende, Allgegenwärtige und Allgütige, der so väterlich um den Menschen besorgt sein soll? Buddhisten fügen sich klaglos in ihr Los. Nichts ist ihrem Glauben zufolge Zufall, sondern alles die Folge eigener Taten in diesem oder in einem früheren Leben. Sentimentale Anteilnahme ist fehl am Platz. Ob Strafgericht oder Karma, es sind unterschiedliche Weisen, diesem sinnlosen Sterben einen Sinn zu unterlegen und das ungeheuerliche fassbar und ertragbar zu machen. Mein Zyklus  kann und will keinen Trost spenden. Er ist lediglich ein Stück menschlicher Erinnerungskultur und eine Form der Anteilnahme an dem Unglück und an der Trauer. Inge Lu hat sie in Haikus ausgedrückt. Zwei davon:

Das Maul der Welle
Speit noch Unverdautes aus:
Eltern und Kinder.

Wer kann begreifen,
dass von unsren Lieben nur
eine Muschel blieb?

25. Juli 2005
Der Tsunami vom 26. Dezember riss laut Passauer Neue Presse vom heutigen Tag in elf asiatischen Ländern mindestens 178 953 Menschen in den Tod. Bis heute werden noch 49 616 Menschen vermisst. Die ungeheuerlich hohe Zahl der noch Vermissten tröstet nicht darüber hinweg, dass auch Jule zu den Vermissten gehört. Ein endloser Totenreigen!

26. Juli 2005
Sieben Monate nach der Tsunami-Katastrophe wissen wir immer noch nicht, ob Jule gefunden und identifiziert worden ist. Mit diesem traurigen Nachruf schließe ich heute den Katalog zum „Khao Lak-Zyklus“ endgültig ab.

„Wo war Gott?“

Unter der Bild-Reportage stand in großen Lettern die Titelfrage: „Wo war Gott?“ BILD riss die Frage provokativ an, spielte damit auf die Gott zugeschriebenen Eigenschaften an, auf seine Allgegenwärtigkeit, seine Allmächtigkeit und Allgütige. Aber es blieb, wie nicht anders zu erwarten, bei dem Aufmacher, bei der Anspielung. Warum hat Gottvater, der angeblich seine Menschenkinder allgütig liebt und beschützt, nicht vor der hereinbrechenden Gefahr, vor der „Killerwelle“, gewarnt? Warum hat er, der Allwissende und Allmächtige, Abertausende im Stich gelassen? Wo war er, der der Allgegenwärtige genannt wird, als die „Monsterwelle“ Hunderttausende verschlungen hat: Säuglinge, Kleinkinder, junge Leute, Eltern, Großeltern, Freunde, verliebte Paare? „Wo war der barmherzige und gerechte Gott?“ Warum hat er vor Ort nicht geholfen, die „Todeswelle“ aufzuhalten? Solche Fragen wurden zwar gestellt, aber im selben Atemzug wurde Gott freigesprochen von jeder Verantwortung. Gott träfe keine Schuld, der „Allmächtige „habe die Krönung seiner Schöpfung, den Menschen, in die Selbstverantwortung und Freiheit entlassen. Gegen Naturkatastrophen müsse der Mensch den ihm verliehenen Verstand einsetzen, zum Beispiel ein technisches Frühwarnsystem einrichten. Die Verteidiger des „lieben Gottes“ meinen, man müsse zwischen Naturgewalten und verbrecherischen Menschengewalt unterscheiden. Gott wird exkulpiert. Gott habe die von ihm erschaffene Welt ihrer Entwicklung, Evolution, freigegeben. Gott habe sich von seinem missratenen „Ebenbild“ abgewandt und in den Himmel zurückgezogen. Alles mehr als unbefriedigende Antworten der Theologie und theologisierender Laien. Gerettete Gottesgläubige mögen sich auf Psalm 18 berufen und glauben, Er habe seine Hand ausgestreckt und sie aus den großen Wassern gezogen: „(5) Es umfingen mich die Todes Bande, / und die Fluten des Verderbens erschreckten mich. (8) Die Erde bebte und wankte, / und die Grundfesten der Berge bewegten sich und bebten, da er zornig war. (16) Da sah man die Tiefen der Wasser und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt / vor deinem Schelten, HERR, / vor dem Odem und / Schnauben deines Zornes. (17) Er streckte seine Hand aus von der Höhe und fasste mich / und zog mich aus großen Wassern. (20) Er führte mich hinaus ins Weite, / er riss mich heraus; denn er hatte Lust zu mir. (31) Gottes Wege sind vollkommen, / die Worte des HERRN sind durchläutert. / Er ist ein Schild allen, die ihm vertrauen.“
Wir haben fast ein ganzes Jahr gewartet und gehofft. Jule Mintzel wurde nicht mehr gefunden. Die Beisetzung der drei Urnen der gefundenen Eltern und ihrer Tochter Lina fand ein volles Jahr nach der Katastrophe statt. Am 15. Dezember 2005 nahmen wir noch einmal am Familiengrab Mintzel auf dem St. Johannisfriedhof in Nürnberg Abschied. Für die auf ewig verschollene Jule wurde eine rote Rose auf das Grab gelegt. Seit dem Jahre 2004 konnten wir kein Weihnachtsfest mehr feiern, ohne am 26. Dezember der Vier zu gedenken. Mein Bruder Kurt litt schwer am Verlust seiner Kinder und Kindeskinder. Er erholte sich nicht mehr von diesem Unglück. Seelisch und physisch gebrochen starb er am 8. Juli 2016 im Alter von 75 Jahren.

Bilder aus dem Khao Lak-Zyklus

Alf Mintzel, Flucht vor der Todeswelle, 6. März 2005, Zeichnung, Bleistift Kohle, Graphit, Collage mit Bleistift überzeichnet, 38,5 cm x 56,5 cm

Alf Mintzel, Danach: Treibgut Mensch, 6. März 2005, Zeichnung und Collage, Bleistift Kohle, Graphit, 35,9 cm x 60,9 cm

Alf Mintzel, Todesreigen, 3. März 2005, Collage mit Bleistift, Kohle, Graphit überzeichnet, 38,5 cm x 56,5 cm

2 Kommentare

Schreib einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert