(In Anknüpfung an das Blog-Kapitel 41 „On the sunny side of the street I”)
Tagebuch-Aufzeichnungen sind fragwürdige Quellen
Klar – Tagebuchaufzeichnungen sind in vieler Hinsicht fragwürdige Quellen. Doch weise ich erneut ausdrücklich darauf hin, dass ich auch in diesem Blog-Kapitel den strikten Anforderungen an eine wissenschaftliche Biografie nicht nachkommen kann. Ich muss mich auf die selektive Wiedergabe von Auszügen beschränken, deren Inhalte mir besonders aussagekräftig erscheinen und Rückschlüsse auf die komplizierte Persönlichkeit meines Schwiegervaters Georges Schaltenbrand zulassen. Dabei rücke ich Passagen in den Fokus der Aufmerksamkeit, die für die einschlägige medizinische Fachdiskussion von besonderem Interesse sein dürften. Es müssten viele Personalien und Biografien geklärt werden. Meine Kurzkommentare zu einzelnen Auszügen ersetzen keinesfalls eine wissenschaftlich-editorische Bearbeitung der Tagebuchtexte. Sie bieten nur markante Hinweise auf Schaltenbrands politische Ansichten und Handlungsmotive. Ich sehe in den Aufzeichnungen individuelle (subjektive) Stimmungsberichte, die das damalige Leben beschreiben und in denen sich der Facettenreichtum der Biografie Schaltenbrands spiegelt.
Schaltenbrand führt nach der Kapitulation vom 8. Mai 1945 seine tagespolitischen Aufzeichnungen und persönlichen Jahresberichte bis Ende 1968 fort, wobei das Hauptgewicht auf den Nachkriegsjahren liegt. Die Jahre von 1945 bis 1950 erlebt er als tiefen Einschnitt in sein berufliches und privates Leben. Er schildert ausführlich und in vielen Details die verworrenen Nachkriegsverhältnisse und ihre Wirkung auf das Familienleben. Er berichtet über Nöte und Ängste, die vielen Provisorien und die Abgründe des Alltags. Es handelt sich um Texte mit gemischten Inhalten. Die verschiedenen Sphären und Ebenen – Besatzungspolitik in den verschiedenen Okkupationszonen, weltpolitische Ereignisse und Vorgänge, Berufssituation, Entlassung aus dem Amt, Entnazifizierung, persönliche und berufspolitische Vorgänge in der medizinischen Fakultät der Universität Würzburg, Privates und allzu Privates – das alles wird in den Niederschriften vielfach verwoben. In Form von Kurzkommentaren blende ich eigene Stellungnahmen ein.
8. Mai 1945 – Niederlage oder Befreiung?
Schaltenbrand hat wie viele seiner Zeitgenossen die militärische Besetzung und bedingungslose Kapitulation Deutschlands nicht als Befreiung erlebt, sondern als eine, wenn gleich „verdiente“, Niederlage. In dieser sieht er die geschichtliche Quittung für den Wahnsinn des Psychopathen Hitler, der Deutschland in eine irrsinnige Katastrophe geführt hatte. Deutschland müsse nun unter Fremdherrschaft Demütigungen und Erniedrigungen erdulden. Befreit seien nur die geworden, die in den Konzentrationslagern eingesperrt gewesen waren. In den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen sieht er eine Siegerjustiz walten, welche die Verbrechen, die auf der Seite der Alliierten begangen worden waren, nicht zur Sprache kommen lässt. Die „Fliegergeneräle“, welche zahlreiche deutsche Städte zerstört haben, gehörten seiner Ansicht nach ebenfalls vor Gericht gestellt und verurteilt. Schaltenbrand rechnet vielfach auf und zieht mitunter äußerst fragliche Vergleiche.
Die Amerikaner sind da!
„13.IV.45: Am Freitag, dem 13. IV. beim Mittagessen meldete uns Else [Haushaltshilfe – A.M.], die Amerikaner seien da. Den ersten Spähwagen folgten bald eine ohrenbetäubende Kavalkade von Hunderten schwerer Panzer und ein riesiger motorisierter Tross. (…) Nun ist das fremde Volk hier auf deutschem Boden, wir sind im Schloss [Wiesentheid, südl. von Würzburg – A.M.] eingesperrt, von Wachen umgeben. Nur den Kindern imponiert dieser Zirkus (…). Die Waffen, selbst lächerliche Messer, wurden eingezogen. Im Ganzen benehmen sich die Truppen nicht schlechter als sich Deutsche auf feindlichem Boden benommen hätten. Alles atmet auf, dass die Hauptgefahr vorüber ist. Aber wie wird das enden? Zunächst steigen wir von einem Zuchthaus in das andere um (…).“
Kurzkommentar: Eine ohrenbetäubende Kavalkade von Hunderten schwerer Panzer und ein motorisierter Tross – genauso erlebte ich am 20. April 1945, „an Führers Geburtstag“, die militärische Besetzung des Landstrichs, in dem wir lebten (siehe Blog-Kap.5). Eine Armada von amerikanischen Panzern rollte auf uns zu, voran Spähwagen, die Maschinengewehre im Anschlag, nach den Panzern der Tross. Die kollektiv erlebten Situationen und Bilder prägten sich bei der Elterngeneration wie bei den Kindern und Jugendlichen tief ein. Ich habe diese Bilder immer noch vor Augen und das Rattern der Panzerketten im Ohr. Aber ich habe den Durchzug der feindlichen Armada nicht als einen „Zirkus“ erlebt, nicht als ein Amüsement, sondern als eine ungeheure militärische Machtdemonstration. (Ausführliche Beschreibung der Situation und des Vorgangs der Besetzung siehe 5. Blog-Kapitel vom 26. 04.2016.) Doch gab es auch komische, wenn nicht gar groteske Ereignisse. Mir ist deutlich in Erinnerung geblieben, wie sich mein Vater gegenüber US-amerikanischen Soldaten verhielt, die kurz anhielten und durstig nach Bier verlangten. Mein Vater zeigte feindselig auf den kleinen gegenüberliegenden Bauerngarten mit den Worten: „Over there is water!“ Die Besetzung empfand er als Niederlage und Demütigung. So beschreibt es auch Schaltenbrand: Die fremde Okkupationsmacht baut das bisherige NS-Zuchthaus zu einem des Siegers um, wobei sich seine verqueren Gedankengänge, der Zuchthausvergleich, als historisch obsolet erwiesen und erledigt haben. Dazu im Folgenden ein weiterer Tagebuchauszug.
Interniert im „War Hospital Kaserne Bad Mergentheim“, 1945, zur ärztlichen Versorgung von Kriegsgefangenen
„In Wiesentheid hatte ich ein paar Tage tatenlosen Abwartens verbracht und gerade Vorbereitungen getroffen, ein Buch über den Psychopathen [Adolf Hitler – A.M.] zu schreiben, dessen Opfer wir geworden sind, als die Amerikaner Müller [einen seiner Mitarbeiter in der Würzburger „Kopfklinik“] und mich abholten und nach Mergentheim in ein Riesenlager brachten, um uns einen Tätigkeitsbereich zuzuweisen. Hier sitzen wir nun als Kriegsgefangene und warten sehnsüchtig auf den Tag der Befreiung. Die Zeit verging für mich rasch mit allen möglichen Improvisationen und der Organisation des Lazaretts, das aus dem Boden gestampft werden musste. Ununterbrochen rollten die Transporte mit Schwerstverwundeten an, als noch kaum Betten standen. Die armen Kerls starben wie die Fliegen. ( … ) Die hygienischen Verhältnisse spotteten zunächst jeder Beschreibung. Zu wenig Latrinen, die auch zum Teil noch verstopft, Kotfluten über halbe Korridore (…). Die Offiziere halfen uns und kamen unseren Wünschen sachlich allmählich entgegen, sodass das Lazarett jetzt passabel u. die hohe Zahl der Todesfälle abgesunken sind. Inzwischen vollendete sich die irrsinnige Katastrophe unseres Volkes. Bis zuletzt wurde der sinnlose Kampf fortgesetzt, noch zerstört, was noch zu zerstören war. Bis schließlich Dönitz kapitulierte. Über das Radio hört man nach dem Waffenstillstand das Triumphgeschrei der ganzen Welt. Das einzig versöhnende war an diesen Tagen, dass abends der Luxemburger Sender (…) die V. Symphonie von Beethoven sendete. Die hörten wir schweigend und mit Träne in den Augen an.
Nun müssen wir alle die Demütigungen und Erniedrigungen der Fremdherrschaft erdulden (…). So werden jetzt die Gräuel der Konzentrationslager in allen Einzelheiten aufgedeckt und mit derselben Penetranz breitgetreten wie seinerzeit Katyn und Winizy [unleserlich – A.M.] Natürlich wird uns diese Schmach zu Last gelegt (…).
Inzwischen dreht sich das Rad der Geschichte weiter. Es mehren sich Stimmen der Kritik aus den angelsächsischen Ländern an den russischen Bundesgenossen u. seine Vasallen. Und der japanische Krieg scheint sich ebenfalls zu einer baldigen Katastrophe für Japan zu entwickeln. Wird danach noch ein Krieg mit Russland? Deutschland wieder als Schlachtfeld und wir als Kanonenfutter für beide Seiten? Interessant ist der Gegensatz der Propaganda dieser beiden Mächte. (…) Das Leben in der Heimat ist völlig erstarrt, wie ein Aal in Aspik [einer seiner absurden Vergleiche A.M.]. Alle Zahlungen, jeder Güterverkehr, Telefon, Reisen, Post, Zeitungen, Schulen haben aufgehört. Alles wartet. Nur auf den Landstraßen wandern entlassene Soldaten und Rückwanderer in die zerstörten Gebiete, die wiederaufbauen wollen.(…).
Während der erregenden Tage, in denen die Katastrophe über Würzburg und über unser ganzes Vaterland hereinbrach, habe ich an mir selbst eine merkwürdige Beobachtung gemacht. Man sollte doch meinen, dass das Erleben so vieler furchtbarer Dinge den Menschen niederdrücken und lähmen würde. Stattdessen verspürte ich während der ganzen Zeit ein gesteigertes Lebensgefühl. War es das Herausgerissensein aus der bürgerlichen Existenz, die Notwendigkeit unvorhergesehene Situationen zu meistern, kurzum das >gefährliche Leben<, das dazu führte? Oder die Gewissheit, zu einem fürchterlichen Preis Recht behalten zu haben oder die grausame Wollust, die Entladung eines Gewitters zu erleben, dessen Zusammenballung bis zur Unerträglichkeit zum Schluss lange gefühlt hatten? Jedenfalls bin ich selten in meinem Leben so wach und tätig gewesen wie in diesen Tagen.“
Kurzkommentar: Schaltenbrand sieht die Deutschen in seinen Notizen gegenüber dem Psychopathen Hitler in einer Opferrolle. Viele Deutsche seien in Gefahr gewesen, in KZs eingesperrt zu werden. Das NS-Deutschland sei ein Zuchthaus gewesen. Dazu weiter:
„Ein Zuchthaus mit dem anderen vertauscht“
„4. X. 45: Ich selbst arbeite wieder an meiner Abteilung. Als Pg. [Parteigenosse – A.M.] von 1937 bin ich natürlich amtsenthoben u. warte darauf, ob mir nicht auch (…) das Betreten meiner Klinik verboten wird. Die wissenschaftliche Arbeit ist uns sowieso verboten (…). Wir leben nun in der >amerikanischen Zone< und haben dadurch ein Zuchthaus mit dem anderen vertauscht. Mit Bürokratie und Papierkrieg sondergleichen wird die Gesinnungsschnüffelei betrieben, nur mit umgekehrten Vorzeichen. Jude und KZ-Zugehörigkeit sind Trumpf, dann kommt die kleine Schar der Leute, die wirklich oder angeblich nicht in der Partei waren, dann das Riesenheer der früheren Pgs und schließlich die aktiven, die man gleich in politische Lager eingesperrt hat und denen man Schauprozesse vorbereitet. Da alle Pgs ausgemerzt werden, wird alles lahmgelegt, von den Schulen bis zum Geschäftsleben.
Leider sind offenbar nicht nur die Demokratie, sondern auch die Segnungen des Christentums vorläufig nebst Benzin und den Eisenbahnen in erster Linie für die Amerikaner monopolisiert. Die Zustände in den amerikanischen Gefangenenlagern waren nicht viel besser als in den berüchtigten Nazi-KZs. Die Leute hatten kein Dach über dem Kopf, keine Decke zum Zudecken, kein Bett zu schlafen, als Nahrung täglich 2 Biskuits und eine Wassersuppe. Sie erkrankten und starben wie die Fliegen. (…) Jetzt haben sie Zelte, schlafen auf bloßer Erde und werden in den letzten 14 Tagen vor der Entlassung gefüttert. Unsere bedeutenden Industrien, Schiffbau, Flugzeugbau, werden lahmgelegt, die Fabriken exportiert, die Pläne gestohlen, die Direktoren verhaftet. Mit der >Atombombe<, deren Pläne man anscheinend bei uns gefunden hat, wurde der japanische Krieg schnell beendet. So ist nun auch der asiatische Krieg beendet. Aber der Krieg gegen uns geht weiter, wenn auch mit anderen Methoden.“
Kurzkommentar: Einmal mehr ein höchstfragwürdiger Vergleich von amerikanischen Gefangenenlager und der in ihnen herrschenden Zustände mit Nazi-Konzentrationslagern. Die elenden Verhältnisse in den Kriegsgefangenenlagern waren unmittelbar nach dem Krieg situationsbedingte, vorübergehende Erscheinungen gewesen. Sie mit der industriell-bürokratischen Massenvernichtung von Menschen in den Konzentrationslagern des NS-Regimes zu vergleichen und aufzuwiegen, löst in mir heftigen Widerspruch aus. Schaltenbrand waren, wie im Blog-Kapitel 64 geschildert, die Massenmorde und grauenvollen Methoden der Exekutionen schon seit 1941 bis ins Detail bekannt gewesen, umso unverständlicher erscheint sein Urteil.
„17. XI. 45. Die Welle der Entlassungen geht weiter (…). Alles seitdem General Eisenhower Patten [US-General George S. Patton, Militärgouverneur in Bayern – A.M.] seines Amtes enthoben hat. Seitdem weht ein scharfer Linkskurs. Emigranten und KZ-ler toben ihren Rachedurst aus, während ihre Gesinnungsbrüder in den anderen Ländern als Quislinge< hingerichtet werden. Sie können sich nicht genug tun ins Horn der Amerikaner zu tuten. Nun müssen die Nazis ein Teil dessen durchmachen, was früher die Juden erlitten haben. Nur mit dem Unterschied, dass es für sie kein neutrales Ausland gibt, wo sie sich verkriechen können. Dabei brauchten wir Tausende von Händen alle in dieser Stadt zum Wiederaufbau. (…) Wie viele Unschuldige werden weiter getroffen! Das ewig gläubige >Stimmvieh<, die zahllosen kleinen Beamten, Lehrer und Arbeiter, die blind und gläubig den Parolen der Partei gefolgt sind, die Konjunkturritter, die aus Angst und um der Lebenssicherung wegen mitgelaufen, sie alle werden jetzt auf die Straße gesetzt. Aber das Schlimmste ist doch das Schicksal der Menschen im Osten.“
Kurzkommentar: In diesen Notizen klingt immer wieder durch, die meisten Deutschen seien Opfer eines Psychopathen geworden. Sie hätten unter der ständigen Bedrohung gelebt, in einem KZ zu enden. Die Besatzungspolitik träfe nun viele Unschuldige. Viele kleine Nazis wären nichts anderes gewesen als gläubiges Stimmvieh. Sie seien blind den Parolen der Partei gefolgt. Sie seien von einer psychischen Epidemie erfasst worden, die eine „folie en masse“ ausgelöst habe, gegen die es keine Mittel gegeben habe (siehe nächster Auszug).
Zu US-General George S. Patton (1985-1945): Patton hatte in einem Interview mit US-Journalisten am 22. 09.1945 die NSDAP als eine „normale“ Partei, ähnlich den Demokraten und Republikaner in den USA, bezeichnet. Patton wollte ein Bündnis mit den Deutschen, um die Sowjetunion zu vernichten.
Zur „Siegerjustiz“ des Internationalen Militärtribunals gegen die Hauptkriegsverbrecher in Nürnberg
„24. II. 46: Inzwischen schleppt sich der Nürnberger Prozess weiter fort [der internationale Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher, 20.11.1945-1.10.1946 – A.M.]. Da sitzt ein Haufen Leute auf der Anklagebank, denen ich, mit wenigen Ausnahmen, schon seit Jahren längst gerne (…) [unleserlich] Blei in den Nacken befördert hätte. Aber einzelne wie Schacht u. Roeder gehören wohl eigentlich nicht dazu. Ein ganzer Haufen, der eigentlich auch hingehört, fehlt, nämlich die Kommandanten jener Gefangenenlager, in denen deutsche Soldaten nicht besser behandelt wurden als Gefangene von Belsen u. Auschwitz, und die Fliegergeneräle, die Dresden, Würzburg überflüssigerweis in Trümmern gelegt haben. Es sind auch keine neutralen Richter da, sondern Ankläger, Richter u. Henker gehören wieder einmal demselben Verein an. U. das schadet der guten Sache. Der ganze Schmutz des Naziregimes wird da gemächlich u. möglichst langsam breitgetreten und umgerührt. Das ganze deutsche Volk soll daran schuld sein, das verkündet Herr Niemöller (er nimmt sich Gott sei Dank nicht aus).
Kann man eine seelische Epidemie mit den Maßen der bürgerlichen Moral messen? Eine >folie en masse< wie sie mit jeder Revolution einhergeht vor Gericht? Man könnte genauso gut den Vesuv wegen Pompejis vor Gericht laden oder den Virus Poliomyelitis. Wichtiger wäre es die Ursachen zu beseitigen, die zu dieser Explosion geführt haben. Stattdessen türmt man sie zu Haufen. Das Unrecht von Versailles war eine homöopathische Dosis im Vergleich zu dem, was uns jetzt aufgebürdet wird. Und das soll gut gehen? Man wird hinter jeden Deutschen 5 Soldaten stellen müssen, damit er sich nicht seinen Sklavenketten windet. Seit mehreren Jahrhunderten scheint es Europas Hauptbeschäftigung zu sein, Deutschland zu vierteilen und niederzuhalten. Jetzt beteiligt sich etwa eine Milliarde Menschen an dieser Aufgabe. Aber es sieht so aus, als wenn sie sich in einigen Jahren dringlicheren Geschäften zuwenden würden. Denn die ganze Welt gliedert sich jetzt in 2 Heerlager, das eine hört auf Washington, das andere auf Moskaus Befehl. Es wird noch 5 – 10 Jahre dauern, bis der Aufmarsch vollendet ist. Und was dann? Wo gibt es einen Winkel auf dieser Welt, in dem man sich verkriechen kann? Es kämpfen:
Sozialismus gegen Kapitalismus,
Diktaturen gegen Demokratien,
Landmacht gegen Seemacht,
Materialismus gegen Humanismus,
Voraussetzungslosigkeit gegen dogmatische Bindung.
Beide hoch gerüstet mit unerschöpflichen Rohstoffreserven.
Ach gäbe es doch ein starkes großes sozialistisches, demokratisches und humanistisches, geistig freies Land das Deutschland hieße. Stattdessen werden wir wohl Schlachtfeld sein und Kanonenfutter für jeden der uns was zu essen gibt.
Ich selbst warte jetzt voller Spannung, ob ich nach dem 15. März noch weiter ärztlich tätig sein darf oder ob ich wie (…) als >Arbeiter< in eine Baufirma muss. Von Weizsäcker u. ich sind vorläufig die einzigen, die von der deutschen Neurologie noch übriggeblieben sind. Alle anderen sind abgesetzt (…) persönliche Gegensätze und Feindschaften beginnen vor solchem Unrecht zu verschwinden.“
Kurzkommentar: Im Februar 1946 sieht er, dass die weltpolitischen Entwicklungen auf eine bipolare Machtordnung hinauslaufen. Zwei Befehlszentren entstehen, Washington im Westen, Moskau im Osten. Zwei Heerlager marschieren auf. In fünf bis zehn Jahren werde der Aufmarsch abgeschlossen sein und ein dritter Weltkrieg entbrennen. Deutschland wird voraussichtlich Schlachtfeld werden und die Deutschen zu Kanonenfutter. Wie könnte sich Deutschland aus diesem Machtkampf der Gegensätze heraushalten? Er ist – und bleibt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten – der Ansicht, dass Deutschland sich aus der bipolaren Blockpolitik heraushalten solle. Was er sich 1946 erhofft: „Ein starkes, großes, sozialistisches, demokratisches und humanistisches, geistig freies Land, das Deutschland hieße“. In Grundlinien blieb er später seiner Vision insoweit treu, als dass er in den 1950er und 1960er Jahren an der Anti-Militarisierungskampagne und Anti-Atom-Bewegung teilnahm und eine Neutralitätspolitik befürwortete.
Die „Amis“ – ähnliche Kreuzzugspsychose wie Hitler
„24. VIII. 46: Die Hungerei ist am schlimmsten im englischen u. französischen Gebiet (…). Die Engländer zerstören die Waffen, haben die Ruhrindustrie enteignet und vertreiben die Menschen aus den letzten anständigen Wohnungen, um selbst mit ihren Familien hineinzuziehen (…). Hier [in der amerikanischen Besatzungszone – A.M.] ist es ähnlich, nur die Ernährung ist besser. Dafür haben die >Amis< eine ähnliche Kreuzzugspsychose wie Hitler gegen die Juden, gegen die wirklichen oder Fragenbogen Pgs entwickelt. Wer das Unglück hatte aus irgendwelchen Gründen der Partei beizutreten, wird aus Amt und Würden getrieben, sein Vermögen gesperrt, die Möbel beschlagnahmt, die Wohnung genommen. Seit 14 Tagen dürfen keine der bisher verlängerten Ärzte mehr im Krankenhaus arbeiten, mit wenigen Ausnahmen (…). Würzburg ist als Naziuniversität verschrien. Dieses Urteil fällt ein amerikanischer Offizier, den kaum ein Dozent kennt, auf Grund der >Fragebogen< (…).
Mehrfach waren englische Besucher bei mir. Ein gewisser Dr. Kennedy und ein Prof. Strauß aus London. Man hat mir ein Amt für die Militärregierung übertragen, nämlich die Herausgabe einer Übersicht über die deutsche Neurologie der Kriegsjahre. Die Herren kommen meist mit stark vorgefassten Meinungen, gehen aber doch nachdenklich wieder weg.“
Kurzkommentar: „Wer das Unglück hatte aus irgendwelchen Gründen der Partei beizutreten“, werde nun „aus Amt und Würden getrieben, sein Vermögen gesperrt, die Möbel beschlagnahmt, die Wohnung genommen.“ Mit diesem Satz schildert er passgenau seine persönliche Situation. Er spielt seinen Eintritt in die NSDAP (1937) herunter. Es habe ja sinngemäß viele Gründe gegeben, der Partei beizutreten. Er gehöre zu den Unglücklichen, die der Umstände halber beigetreten waren. Er sei, sinngemäß übersetzt, ein Opfer des NS-Zuchthauses.
„Die Koryphäen werden entführt“ – Ob er sich dazuzählt?
„2. XI. 46.: Dass unsere militärische und politische Macht zertrümmert worden ist, kann man verstehen – es ist das Schicksal der Besiegten und Hitler hat es durch seine Untaten u. Dummheiten selbst verschuldet. Dass die Wirtschaft abgedrosselt wird, ist eine Dummheit, aber von Händlern kann man nichts anderes erwarten – die Raffgier tötet die Vernunft. Dass aber auch die deutsche Wissenschaft erwürgt wird, das ist ein Verbrechen, für das sich Amerika einst vor der Geschichte verantworten muss. Das komische ist, dass man uns, während wir hier abgesetzt u. ausgeplündert werden, Angebote nach Amerika macht. Die Koryphäen werden entführt wie die Sixtinische Madonna, und die abmontierten Fabriken. Natürlich sollen wir möglichst billig für die Sieger arbeiten. Was wird uns übrigbleiben? Die Kinder müssten leben und die nächste Hungerblockade hier erleben – zum 3. Mal – dazu habe ich wenig Lust.“
„Die alten Freunde des Nelson-Kreises“ aus der Weimarer Zeit
(siehe Blog-Kapitel 66)
„25. IV. 47: Seit Oktober 46 bin ich wohl zum 6. Mal >entlassen<, sitze in meiner Wohnung und treibe vormittags Praxis im Hause – nachmittags diktiere ich mein Lehrbuch der Neurologie oder die Fiat-Revue. Das vollzieht sich alles in großer Enge, denn wir haben nur noch 3 Zimmer und 2 Kammern (…).
Nachdem eine Zeitlang die politische Lage sich entspannt hatte, haben die Amerikaner mit Beginn des Frühjahrs eine politische Offensive begonnen. Der Nervenkrieg geht weiter. Leider zeigen sich auch Symptome einer Naziuntergrundbewegung mit Attentaten gegen Spruchkammern, Flüsterpropaganda u. Durchsagen im Radio. Die Dummen werden nicht alle.
In der SPD sind jetzt die alten Freunde des Nelson-Kreises allmählich an führenden Stellen aufgerückt – konsequent und geduldig wie zuvor.“
Prof. Dr. med. Zutt übernimmt die kommissarische Leitung der von Schaltenbrand seit 1935 geführten neurologischen Abteilung
„30. IX. 47: An der Universität regt sich noch nicht viel. Eine Reihe >unbelasteter< Professoren werden aus den entferntesten Orten hergeholt, darunter Herr Zutt, der Nachfolger von [ohne Nennung – A.M.] am Westend-Sanatorium, der seinerzeit wegen seiner nicht arischen Frau (mit meiner Hilfe!) nach USA auswanderte. Besagter Zutt ist der Psychiater und Erbe Heydes, der als Kriegsverbrecher angeklagt wegen seiner Euthanasie-Großaktionen, inzwischen leider ausgerissen u. wahrscheinlich ins russische Gebiet geflüchtet ist. Herr Zutt, von bezaubernder Liebenswürdigkeit und aalglatt, hat sich als erstes zum Dean gemacht, als zweites zum kommissarischen Leiter meiner Abteilung (…). Als erstes genehmigte Herr Zutt seiner Magnifizenz einen schönen EKG-Apparat, den ich mit Lebensgefahr aus dem Sanitätsdepot gerettet hatte, für Frau Magnifizenz auszuleihen, die in der Stadt eine ärztliche Praxis betreibt. Das ist peinlich, denn Magnifizenz müsste meine demokratische Gesinnung bescheinigen, wenn ich wieder ins Amt eingesetzt würde. Leider ist Magnifizenz auch ultramontan und ich ja nun einmal konfessionslos. Her Zutt will zwar einen Antrag stellen, dass ich wieder in meine Stellung komme. Aber ja nicht zu früh, denn ich bin ja laut Spruchkammerbescheid ein böser >Mitläufer<. Es sind auch plötzlich gewisse Hindernisse aufgetaucht. S. hat z.B. Frau [unleserlich – A.M.]in der Spezialbank (?) Unter dem Siegel der tiefsten Verschwiegenheit Frl. Dr. Meyer mitgeteilt, ich habe in China eine Nazi-Agentur geleitet, und könne deswegen nie wieder in meine Stellung kommen. In Hamburg munkelt man dagegen, ich käme deswegen nicht in meine Stellung weil ich Kommunist sei. Ein liebenswürdiger Kollege aus dem russischen Gebiet (Herr Heyde?) hat mich inzwischen bei der Staatsanwaltschaft wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angezeigt, wegen meiner Übertragungsversuche zum M.S. Problem. Das ist gerade sehr aktuell, denn vor kurzem ist ein Prozess gegen über 20 Ärzten abgeschlossen worden [der sogenannte Ärzteprozess, der erste der 12 Nachfolgeprozesse vor dem US-Tribunal – A.M.], mit vier Todesurteilen, die in den Konzentrationslagern unvorstellbar grausige Operationen und zu Tode führende Versuchen an gesunden Menschen mit klarem Verstand gemacht haben. Alle diese Dinge haben mir doch sehr zugesetzt. (…).
Man hat den Eindruck, dass die Amerikaner in Washington gerne ein bisschen einlenken wollen. Sie drangen auf Beendigung der endlosen Nürnberger Prozesse und der Entnazifizierung, die beide hier mehr Kopfschütteln als Bewunderung ausgelöst haben. Aber die untergeordneten Organe verharren in ihren bedingten Reflexen. Die Leitung von Washington bis hierher ist halt zu lang. Und dabei wäre es nötig eine Politik der Versöhnung anzubahnen. Schließlich haben wir trotz aller unserer Sünden den >Amis< für ihren Feldzug gegen Russland gut vorgearbeitet und viel Blut geopfert. Und schließlich haben sich die Alliierten auch allerhand zuschulden kommen lassen, in ihren Gefangenenlagern, mit der Ausweisung von 14 Millionen Menschen aus ihrer Heimat, mit der Zerstörung von Würzburg, Dresden und so vieler anderer schöner Städte und mit dem rücksichtslosen Hungerkrieg gegen besetztes Gebiet, mit der Absetzung der Ärzte in den Krankenhäusern, mit der Plünderung unserer Fabriken, unserer Patente, unserer Museen. Aber keiner von ihnen kommt vor ein Tribunal! Die Leute in Nürnberg mögen guten Willens sein. Aber die Gerechtigkeit hat die komische Eigentümlichkeit, dass sie nur dann zustande kommt, wenn sie vor ihr gleich sind. Die Nürnberger Gerechtigkeit indessen gilt nicht für alle. Sie gilt >nur für Deutsche<. Und dieser kleine Schönheitsfehler, eben das Fehlen der Gleichheit macht den ganzen Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Rache aus. Es ist eine Einbahngerechtigkeit. Und das ist Rache.
Der Zerfall unserer Währung, unserer Wirtschaft und unseres Transportwesens haben ebenso befriedigende Fortschritte gemacht wie der Zerfall der Nation. Die Chinesische Mauer zwischen dem russischen Deutschland und dem übrigen Europa dürfte bald komplett sein. Tausende Schemata werden ausgeheckt, um den Untergang Europas aufzuhalten. Es mutet alles wie Flickwerk an. Denn die Wiederherstellung eines souveränen, lebensfähigen deutschen Reiches (im Rahmen der Vereinigten Staaten von Europa) [Idee eines deutschen Staates in einem vereinigten Europa!! – A.M.] kommt niemand in den Sinn. [Durchgestrichen: Das muss um Gottes Willen verhindert werden – A.M.]. Lieber wollen alle vor die Hunde gehen. Vor den Vereinigten Staaten von Europa haben alle Angst, weil dann so viele Leute deutsch sprechen würden. Das muss um Gottes Willen vermieden werden. Vielleicht gelingt es ja, unsere Bevölkerungsziffer auf das französische Niveau herunter zu hungern, dann ginge es schon eher.
Neulich war ich einmal mit Herrn (…) [unleserlich – A.M.] in Nürnberg u. besuchte Leo Alexander in dem Fuchsbau des internationalen Gerichtshofes. Es war schwer, durch die Wachen hinein zu kommen u. Alexander, früher ein schöner, temperamentvoller junger Mann. Als Kleist´scher Assistent hatte er mir mit viel Kunstsinn die Frankfurter Galerien gezeigt und dann hatte ich ihm zu einer Anstellung in Peking geholfen. Jetzt ist er als ärztlicher Sachverständiger am Nürnberger Gerichtshof. Dick und melancholisch. Er erzählte, dass den amerikanischen Industriellen die Prozesse (…) [unlesbar] deutschen Kollegen gar nicht recht sind. Die haben alle zu viel Dreck am Stecken. Aber man mache diese Prozesse auch, um die Leute zuhause zu erziehen. So wie wir unsere Dienstmädchen bei Tisch erziehen, indem wir die Kinder zurechtweisen. [wieder einer der sachunangemessenen Vergleiche – A.M.] Das ist auch ein Fan der Justiz, man könnte sie als stellvertretende Justiz bezeichnen. Man hängt den einen und redet dem anderen gut zu. Pars pro toto. Mit der amerikanischen Staatsbürgerschaft hätte ich mich jedenfalls in diesem Justizpalast vollkommen sicher gefühlt. So verspürte ich ein leichtes Kratzen rings um den Hals.“
Kurzkommentar: Leo Alexander (1905-1985), ein in Wien geborener Jude, war ein österreichisch-US-amerikanischer Psychiater und Psychoanalytiker, der Ende 1933 in die USA emigrierte. Er hatte 1927 in Berlin promoviert und war danach nach Frankfurt am Main an die dortige Universitätsklinik gewechselt und Assistent bei Prof. Dr. med. Karl Kleist geworden. Mit einem Rockefeller-Stipendium und auf Empfehlung Schaltenbrands war er Anfang 1933 nach China an das Peking Union Medical College gegangen. Alexander wandte sich im Oktober 1933 von dort aus an Schaltenbrand und bat um dessen tatkräftige Unterstützung (siehe unten Dokument 1) seiner Bewerbungen, was offenbar zum Erfolg führte. 1938 erwarb Alexander die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Während des Zweiten Weltkrieges diente er im Range eines Majors als Arzt bei der 8. US-Air Force. Nach dem Krieg wurde er in den Nürnberger Prozessen zum Berater des US-amerikanischen Chefanklägers Telford Taylor. Im Auftrag der US Forces, European Theater, wertete Alexander 1946/47 die medizinischen Erkenntnisse der deutschen medizinischen Forschung aus der NS-Zeit aus, bereitete mit Interviews die Anklage der Ärzte vor und formulierte im April 1947 den Nürnberger Kodex für medizinische Versuche (siehe Christian Pross 2010, 7). Das Treffen Schaltenbrand/Alexander fand nach dem Ende des Nürnberger Ärzteprozesses statt. Ich nehme an, dass bei diesem Treffen über die Anzeige bei der Bamberger Generalstaatsanwaltschaft wegen Schaltenbrands experimenteller MS-Versuche an Menschen gesprochen wurde.
Prof. Dr. med. Jürg Zutt (1893-1980), Ordinarius für Psychiatrie und Nervenheilkunde, war 1946 auf den Lehrstuhl für Psychiatrie berufen worden, den vor ihm bis 1945 der berüchtigte Großorganisator der T4-Aktion, Prof. Dr. med. Werner Heyde, (Euthanasie)innehatte. Zutt wurde zugleich zum kommissarischen Leiter der neurologischen Abteilung an der Universitätsklinik bestellt, die Schaltenbrand seit 1935 aufgebaut hatte. Schaltenbrand war auf Zutt verständlicherweise nicht gut zu sprechen. Er sah in ihm einen Kollegen und Konkurrenten, der seiner Abteilung vorgesetzt worden war. Zutt vertrat in der Psychiatrie zudem eine andere Richtung. Sein Interesse galt der verstehenden Menschenkunde und der Sozialpsychiatrie, während Schaltenbrand eine naturwissenschaftlich-technische Ausrichtung hatte. Als Zutt 1950 auf den Lehrstuhl für Psychiatrie und Neurologie an die Universität Frankfurt wechselte und die politischen Umstände es wieder ermöglichten, konnte Schaltenbrand wieder in seine Universitätsämter eingesetzt werden.
„5. X. 47: Wenn man überlegt, was wir seit 1944 durchgemacht haben, so ist es ziemlich viel. Erst Angst vor Verhaftung nach dem Stauffenbergattentat, dann die Luftangriffe, die Kämpfe hier in der Gegend, Plünderung, Gefangenschaft, Herauswurf aus der Stellung, Beschlagnahme des Hauses, angeklagt in Gruppe II [Belastete (Aktivisten) – A.M.], Denazifizierung und die ständigen Denunziation – es ist ein reichliches Maß. Dazu die Hungersnot, die Not mit Angestellten (…). Man kann es sehr verstehen, dass das Herz nicht mehr mitwill, und dass das Leben zu einer Last geworden ist, die wir nur der Kinder wegen noch auf uns nehmen. Und was steht uns bevor? Vermögensabgabe bei der Währungsreform, Krieg mit Russland, eine Anklage durch den Staatsanwalt?
Vor ein paar Wochen war eine Psychiatrietagung in Tübingen – die erste nach seit 9 Jahren. Es war schön wieder alle alten Bekannten zu sehen und frei diskutieren zu können. Eine idyllische, entzückende Stadt, das Wetter war herrlich. Pette war da, natürlich wieder im Amt (33er PG und Leiter der Gesamtdeutschen Naziärzte zu Nazizeit!). Seine Frau macht in Garmisch Partenkirchen ganz groß in internationaler Verständigung (…).“
Kurzkommentar: Prof. Dr. med. Heinrich Pette gehörte wie Schaltenbrand zu den engsten Mitarbeitern von Max Nonne. Beide strebten 1933 – zusammen mit Viktor von Weizsäcker – die Nachfolge auf den Lehrstuhl Nonnes an. Pette, wissenschaftlich und politisch im situativen Vorteil, war der erfolgreiche Konkurrent. Daraus resultierte ein lebenslanges Spannungsverhältnis zwischen Schaltenbrand und Pette (siehe Blog-Kapitel 66).
Anzeige wegen MS-Versuchen an Menschen / „Konvertiten“ und betonte „Humanisten“
„29. XII. 47: Das vergangene Jahr [1947] war wohl eines der schlimmsten meines Lebens. Die Denazifizierung, das ewige Warten und die Wiedereinsetzung ins Amt die Angst vor der kommenden Auseinandersetzung mit Russland und schließlich auch noch eine Anzeige beim Staatsanwalt wegen meiner M.S. – Versuche haben mir seelisch und körperlich sehr zugesetzt. Die Anzeige stammt von einem Herrn Dietrich, Leiter eines hämatomiologischen Forschungsinstituts in Friedrichroda. Russisches gebiet, den genauen Wortlaut kenne ich noch nicht. Der Generalstaatsanwalt in Bamberg hat die Sache mit dem letzten Exemplar meines Buches an Leibbrand zur Begutachtung weitergegeben, einen der Wortführer der Opposition gegen Menschenversuche, die sich unter dem Eindruck der fürchterlichen Nürnberger Enthüllungen gebildet hat. Dieser Opposition gehören [Alexander – A.M.] Mitscherlich u. [Viktor – A.M.] von Weizsäcker an, Konvertiten und betonte >Humanisten<. In der Angst vor dem grausigen Geschehen in den K.Z.s schlägt das Pendel weit aus, alte Tabus werden wieder sakrosankt, jeder Versuch einer vernünftigen Betrachtung ist gefährlich, >positivistisch<. Die Medizin flieht in romantische Bereiche und verachtet Experiment und ätiologische Forschung. Krankheit ist Schicksal, ja Schuld und Sühne, der Idiot ist heilig. Das nächste Jahr wird mir vielleicht einen Prozess bringen, der meine ganze Existenz vernichtet. Es gehört viel Nervenkraft dazu, unter diesen Auspizien den 3. Band meines Lehrbuches der Neurologie zu schreiben, mit dem ich zum Jahresabschluss fast fertig bin. Wochenlang war ich nicht arbeitsfähig. Ein Unterschenkelgeschwür, (…) u. Venenthrombose, die mich wochenlang ins Krankenhaus brachten, bestätigen von Weizsäckers Anschauungen über die Psychogenese organischer Erkrankungen.“
Kurzkommentar: In seiner Jahresbilanz für 1947 und Vorschau kommt er auf den Prozess zu sprechen, der ihm wegen seiner Multiplen Sklerose-Forschung im nächsten Jahr bevorzustehen droht. Er bezieht erstmals zu den Vorwürfen Stellung, er habe bei seiner MS-Forschung 1940 ethisch und rechtlich unerlaubte Versuche an behinderten Menschen unternommen. Der Tagebucheintrag lässt Schaltenbrands Sicht und Handlungsmotiv erkennen. Was er darüber andeutet, lässt Rückschlüsse auf seine wissenschaftstheoretische Position zu. Er setzt sich von den, wie er sie nennt, „Konvertiten“ und den betonten „Humanisten“ seiner Disziplin ab und bezieht eine „positivistische“ Position, die wissenschaftlich auf Empirie und Experiment setzt und religiös-ethische Verpflichtung ablehnt. Er steht für eine naturwissenschaftlich-technisch orientierte Medizin. In dem Eintrag bündelt und vermengt er wissenschaftstheoretische und methodische Grundfragen, die in späteren Jahren im sogenannten Positivismusstreit der Sozialwissenschaften kontrovers diskutiert werden. Der Prozess findet nicht statt. Es bleibt bei einem Voruntersuchungsverfahren, das 1950 eingestellt wird. Schaltenbrand hält an seinem naturwissenschaftlichen Wissenschaftsverständnis fest, bleibt aber auf Grund seiner ostasiatischen Erfahrungen für alternative und ganzheitliche Verfahren offen.
Treffen mit Willi Eichler, dem ehemaligen Vorsitzenden des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK)
„18. III. 48: Wir waren auch in Köln, das böse zugerichtet ist. (…) Ich traf Willy Eichler auf der Redaktion seiner Volkszeitung, ein hart gesottener Junggeselle, der mir viel erzählte von alten Bekannten des IsK [Internationalen Sozialistischen Kampf-Bundes A.M.] u. der Nelsonianer, nicht ohne den leisen Unterton der Ablehnung meines bürgerlich-kompromisslerischen Lebenswandels. Sie haben in der Tat erbittert gekämpft und viel durchgemacht, waren fast alle in der Emigration, soweit sie nicht in KZs umgekommen sind. Eichler selbst ist im Vorstand der SPD u. gibt >Geist und Tat< heraus. Minna Specht leitet die Odenwaldschule. Rauschenplat hat sich mit dem Fallschirm über Deutschland absetzen lasse, hat vergeblich versucht, Hitler umzubringen. Er lebt jetzt mit einem in der Emigration angenommenen Pseudonym in Stuttgart u. leitete eine Zeitlang den dortigen Sender, bis er den Leuten zu radikal wurde. Eine jüdische Freundin, die mehrfach über die Grenze ging, um illegal zu arbeiten, wurde bei einem solchen Grenzübergang erschossen. Klara Deppe ist in New York, auch unter anderem Namen, Greta Hermann ist anscheinend Lehrerin in Cassel u. verwaltet das philosophische Erbe von Nelson. Alle arbeiten geduldig in der SPD und diese Partei hat tatsächlich in Zentraleuropa die größten Chancen. Auf Parteikongressen merkt man schon die ideologische Schwenkung von der materialistischen Gesellschaftsauffassung zur idealistischen.“
Kurzkommentar: In der einschlägigen medizinischen Fachliteratur wird in Artikeln, die sich mit Neurologen und Neurowissenschaftlern in der NS-Zeit befassen, Schaltenbrands „linke“ politische Vergangenheit in der Weimarer Zeit völlig übersehen. Auch in den jüngsten Publikationen (Martin, Fingerau, Karenberg 2020, 543-552) fehlt jeglicher Hinweis auf diese politische Orientierung und lebensgeschichtliche Prägung. Hartmut Collmann (2008, 83f) berichtet lediglich, dass Schaltenbrand während seiner Studentenzeit „vorübergehend Anschluss an den Göttinger Kreis um den Philosophen Leonard Nelson und die (…) Fries´sche Schule“ gesucht hat, die der Sozialdemokratie nahegestanden haben. Er habe sich aber mit den vom Nelson-Kreis propagierten Forderungen einer asketischen Lebensführung nicht anfreunden können. Martin, Fangerau und Karenberg (2020, 544) erwähnen vage, Schaltenbrand habe in der Weimarer Republik nach eigenen Aussagen der SPD nahegestanden. Schaltenbrands Wechsel (1933) vom Internationalen Sozialistischen Kampf-Bund zum Stahlhelm ist ein für die Einschätzung seiner Persönlichkeit wichtiger Vorgang. Im folgenden Blog-Kapitel 66 versuche ich diese „blinden Flecken“ der medizinhistorischen Literatur mit biografischen Material zu füllen.
„26. XII. 50: Das Jahr 49 war hauptsächlich mit der Erledigung meines >Prozesses< und mit der Entnazifizierung ausgefüllt. Zu einem eigentlichen Prozess ist es nicht gekommen, sondern nur zu einem >Voruntersuchungsverfahren< mit vielen Vernehmungen und Gutachten durch Pette, Bannwarth, Spatz und Hallervorden, von Weizsäcker, Stehli [?] unleserlich]. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren niedergeschlagen, weil der Tatbestand der vorsätzlichen oder beabsichtigten schweren Körperverletzung nicht gegeben sei, und bei leichter Körperverletzung nur der Verletzte selbst antragsberechtigt sei. (Körperverletzung ist z.B. schon wenn man jemandem anderen die Haare abschneidet). Es ist ein großer Akt über diese Sache entstanden, der ging seinen Weg bis zu den Amerikanern in Nürnberg, wo ihn Leo Alexander in die Hände bekam [! – A.M.]. Er konnte es nicht lassen, eine hämische Besprechung meines Buches in den Arch. of Neurol. and Psych. zu bringen [der Anonymus in H. Collmanns Biografie Schaltenbrands war Leo Alexander; Collmann 2008, 87,89 – A.M.] auf die dann Bailey entsprechen gesalzen antwortete – überhaupt Bailey. Ihm verdanke ich meine Wiedereinsetzung und alles was ich heute bin. Dann ging der Akt nach München ins Kultusministerium und hier [in Würzburg – A.M.] zirkulierte er in der ganzen Universität. Die Fakultät sprach sich zwar für meine Wiedereinsetzung aus, aber heimlich machte Wollheim, der neue Internist, Photokopien von den anstößigen Seiten meines Buches (bzw. ließ sie durch meinen Mitarbeiter Töbel machen?) u. reichte sie dem Ministerium ein. Das kostete neue Zeit u. Gutachten durch … [unleserlich – A. M.] das sehr weise u. überlegen dem Gezischel ein Ende bereitete.“
(Ende der Auszüge aus den Niederschriften der Jahre 1945 bis 1950.)
Kurzkommentar: Schaltenbrand engagierte sich in den 1950er und 1960er Jahren erneut auf sozialdemokratischer Seite gegen die Wiederbewaffnung, für eine Neutralisierung Deutschlands und in der Anti-Atom-Bewegung. Er blieb ein politischer Kopf, der sich nicht hinter seiner Wissenschaft versteckte, sondern wiederholt zu aktuellen Fragen der deutschen und internationalen Politik entschieden und unbequem Stellung nahm.
Das große Schweigen 1950-1996
Unter den Schlagwörtern „Schaltenbrand-Experimente“ und ethisch/normativ „entgrenzte Wissenschaft“ wurde erst vier Jahrzehnte später die Diskussion über die damit aufgeworfenen wissenschaftsethischen Fragen und Grundsätze aufgenommen. Die allgemein verbreitete Schlussstrichmentalität, die auch in der Medizin herrschte, hatte bis Anfang der 1990 Jahre in den medizinischen Fachgesellschaften ein Wegsehen begünstigt. Seither machte die medizinhistorische Aufarbeitung der Neurologie in der NS-Zeit mehrere Phasen der Versachlichung und Differenzierung durch. Das im Februar 2020 erschienene Begleitheft zur Fachzeitschrift „Der Nervenarzt“ behandelt hochreflektiert und mit großer methodischer Sorgfalt die Fragen nach der „NS-Belastung“ prominenter Neurologen und Neurowissenschaftler. Schaltenbrand war zwar ein in die NS-Umstände verstrickter Täter, aber nicht der Verbrecher, als den ihn der journalistische „Generalankläger“ Ernst Klee gebrandmarkt hatte.
Aus fachwissenschaftlichen Kreisen wurde Schaltenbrand posthum vorgeworfen, nie das große Schweigen durchbrochen und sich für seine Grenzüberschreitungen entschuldigt zu haben. Er gestand aber 1967 bei der Verleihung der Nonne-Gedenkmünze vor den Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft für Neurologie in verklausulierter Form ein: „Herr Vorsitzender, diese sehr große Ehre nehme ich an, obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, ob meine Vorstellungen vor dem Urteil der Geschichte bestehen werden. Aber selbst wenn sich herausstellen sollte, dass ich einem Irrtum oder mehreren Irrtümern im Laufe meiner Arbeit zum Opfer gefallen bin, so wird man vielleicht wenigstens mit Goethe sagen können: >Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen< und in diesem Sinne nehme ich diese Ehrung von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie an.“ (zit. n. Michael Martin, Heiner Fangerau, Axel Karenberg, 2020, 531).
Irrtum, sich irren, ist ein fundamentales Risiko wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung. Ein Wissenschaftler sollte einen Irrtum eingestehen, muss sich aber für einen Irrtum nicht entschuldigen. Erst Anfang der 1990er Jahre wurde, zunächst wissenschaftsintern, dann vor einer größeren Öffentlichkeit, die Diskussion über Schaltenbrands MS-Forschung wieder aufgenommen. Daran knüpfe ich in meinem 2017 verfassten Blog-Kapitel 41 an: Die T4-Aktion und Prof. Schaltenbrands MS-Forschung. Schaltenbrand war an der verbrecherischen T4-Aktion nicht beteiligt, sondern nur indirekt betroffen.
Dokument 1
Peiping Union Medical College
Peiping, China
3. Oktober 1933
Lieber Herr Professor!
Haben Sie herzlichen Dank für Ihren Brief. Die Einstellung, die Sie darin zum Ausdruck bringen, hat mir sehr wohl getan, ebenso Ihr Mut, sich brieflich zu äußern. Von anderer Seite ist Ihnen auch Ihr Eintreten für Wohlwill sehr hoch angerechnet worden, von dem man hier durch die New Yorker Office erfahren hat. Auch Hoeppli setzt sich hier sehr für ihn ein, so dass grosse Wahrscheinlichkeit besteht, dass man ihn hierher einladen wird. Wie es verlautet, wird man ihm wohl zuerst einen zweijährigen Kontrakt auf Probe anbieten. Aber die Sache wird dadurch einen gewissen Aufschub erfahren, dass Mr. Greene auf Urlaub ist und erst im Dezember zurückkommt.
Was mich selbst betrifft, so hat sich bis jetzt noch nichts Wesentliches in meiner Lage geändert. Ich habe mich mehrfach an mehrere Stellen in Amerika beworben, habe aber noch nichts gefunden. Zwei Bewerbungen scheinen gewisse Chancen zu haben: eine bei A. Meyer in Baltimore und eine am Massachusetts State Hospital. Ich habe aber von dort noch keine Antwort. Auch Dr. Lyman und Mr. Greene haben dorthin geschrieben.
Für Ihr freundliches Anerbieten, mich auch Ihrerseits durch Empfehlungen zu unterstützen, danke ich Ihnen herzlichst. Sie wurden mir damit eine wesentliche Hilfe zuteil werden lassen. Ganz besonders dankbar wäre ich Ihnen, wenn Sie an Bailey in Chicago schreiben würden und ihn fragten, ob er bereit wäre, mich zu nehmen. Die Gehaltsfrage spielt keine Rolle; ich wäre mit einem Betrag, der gerade nur die notwendigsten Lebenshaltungskosten deckt zufrieden. Es wäre ausserdem eine glänzende Gelegenheit für mich, mich mit Neurochirurgie vertraut zu machen. Sehr schön wäre es, wenn Sie auch diesbezüglich an Cushing für mich herantreten könnten; doch glaube ich, dass er wohl sicher über ein Überangebt von Assistenten verfügt. Doch wäre ich Ihnen für einen Versuch sehr dankbar; ich hör hier, dass er mit Ihnen sehr befreundet ist.- Vielleicht könnten Sie auch Stanley Cobb über mich schreiben, er könnte vielleicht indirekt etwas für mich tun.
Wenn alle meine Versuche, in Amerika eine Stelle zu finden, fehlschlagen sollten, bin ich entschlossen, mich hier in Peking als Arzt niederzulassen und nebenbei „part-time“ im PUMC zu arbeiten. Ich habe diesbezüglich schon die Zusage, dass ich auch das Laboratorium für wissenschaftliche Arbeiten benutzen könnte. Aber ich hoffe doch, schliesslich etwas in Amerika zu finden.
Dr. Hoeppli bittet mich, Sie herzlich von ihm zu grüssen.
Nehmen Sie nochmals herzlichsten Dank für Ihr freundliches und grosszügiges Anerbieten, sich durch Empfehlungsbriefe in Amerika für mich einzusetzen; und ich hoffe, Ihnen damit nicht allzu viel Mühe zu machen. Ich lege einen kurzen Lebenslauf (auf Englisch) und ein Verzeichnis meiner Arbeiten bei; falls Sie nähere Angaben über meine Person oder ein objektives Zeugnis für erforderlich halten sollten, so ist Prof. Kleist in Frankfurt a.M. sicher jederzeit bereit, Ihnen über mich zu schreiben.
Mit besten Grüssen
Ihr sehr ergebener
Leo Alexander [handschriftlich]
P.S. Ihren Teppich nimmt Dr. Never vom Hamburger psychologischen Institut, der Anfang November von hier nach Hause abreist, für Sie mit. Meinen diesbezüglichen Brief haben Sie wohl inzwischen schon erhalten.
Dokument 2



Georges Schaltenbrand, Tagebuch, Auszug vom 29. XII. 1947
Anmerkung zur Leistungsgemeinschaft:
Transkription und Digitalisierung der Tagebücher: Dr. phil. Jürgen Schaltenbrand (1935–2012).
Korrekturdurchgang der Transkription und des Digitalisats: Inge Lu Mintzel.
Copyright: Inge Lu Mintzel
Verantwortlich für die Auszüge und ihre inhaltliche Bearbeitung: Autor des vorliegenden Blog-Kapitels
Lektorat für den Blog: Nina Eisen, Berlin.
Ausgewählte Literatur:
Hartmut Collmann: Georges Schaltenbrand (26.11.1897-24.10.1979), in: Würzburger Medizinhistorische Mitteilungen, 2008, 27: 63-92.
Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Herausgegeben von Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß. Aktualisierte Neuausgabe.
Heiner Fangerauer, Michael Martin, Axel Karenberg: Neurologen und Neurowissenschaftler: Wer war ein Nazi? Zum Umgang mit der NS-Belastung in der Geschichte der deutschen Medizin in: Der Nervenarzt, Band 91, Supplement 1, Februar 2020.
Axel Karenberg, Heiner Fangerau, Michael Martin: Neurologen und Neurowissenschaftler in der NS-Zeit: Versuch einer Bewertung, in: Der Nervenarzt, Band 91, Supplement 1, Februar 2020, S. S128-S145.
Michael Martin, Heiner Fangerau, Axel Karenberg. Georg Schaltenbrand (1897-1979) und seine „entgrenzte Forschung“ zur Multiplen Sklerose, in: Der Nervenarzt, Band 91, Supplement 1, Februar 2020.
Michael Martin, Axel Karenberg, Heiner Fangerau: Zwischen „Affirmation und Kritik“: Karl Kleist und Viktor von Weizsäcker zwischen 1933 und 1945, in: Der Nervenarzt, Band 91, Supplement 1, Februar 2020, S. 580-588.
Alexander Mitscherlich/Fred Mielke (Hg.); Medizin ohne Menschlichkeit. Dokumente der Nürnberger Ärzteprozesse. Frankfurt am Main 1989.
Christian Pross: NS-Medizin: Die Sicht deutscher Emigrantenärzte auf die NS-„Rassenhygiene“, Deutsches Ärzteblatt 2010, S.7f. https://www.aerzteblatt.de/archiv/79713/ (abgerufen am 22.6.2020.)
Georges Schaltenbrand: Deutschland zwischen gestern und morgen. Vorwort von 1945 Ulrich Noack. Verlag der Zeitschrift „Welt ohne Krieg“ (o.J.).